Verbesserungspotenzial

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esthaut Avatar

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Sünde. Versuchung. Kontrolle. Vanity Falling verspricht all das – eine Welt, in der die sieben Todsünden nicht nur Konzepte, sondern lebendige Mächte sind. Rahel, die über den Hochmut gebietet, gerät in die Fänge der Wardens und wird zur Academy of Sins gebracht. Dort soll sie lernen, ihre Kräfte zu meistern – oder scheitern. Und dann ist da noch Asher, ihr Warden, der sie bewachen soll, aber bald merkt, dass sie weit mehr als nur eine Gefangene für ihn ist …

Die Idee? Großartig! Sieben Todsünden als greifbare Kräfte, eine Akademie, in der es um Leben und Tod geht, und ein Feind, der vielleicht keiner sein will – das ist eine Kombination, die auf den ersten Blick fesselt. Auch die Gestaltung des Buches, inklusive der Kapitelüberschriften in Latein, bringt einen besonderen Flair mit sich.

Aber dann kommt der Punkt, an dem Theorie und Praxis auseinanderdriften. Der Einstieg war holprig – das Worldbuilding wirkte nicht ganz ausgereift, als hätte man ein Puzzle mit fehlenden Teilen vor sich. Manche Konzepte wurden nur angerissen, andere blieben vage, sodass man sich oft fragte: Wie genau funktioniert diese Welt eigentlich?

Dazu kommt das Erzähltempo: Erst träge, dann überstürzt. Der Mittelteil verlor sich in Nebenhandlungen, die Spannung flackerte, aber brannte nicht konstant. Und dann das Finale – als hätte jemand plötzlich den Fast-Forward-Knopf gedrückt. Wo vorher alles langsam vor sich hin köchelte, überschlug sich auf den letzten Seiten plötzlich alles, was den Abschluss weniger befriedigend machte.

Die Charaktere? Rahel und Asher haben eine gewisse Dynamik, die funktioniert, aber sie bleiben – ebenso wie die Nebenfiguren – eher an der Oberfläche. Mehr Tiefgang, mehr Ecken und Kanten hätten dem Ganzen gutgetan. Die Tension zwischen den Protagonisten war da, sie war gut aufgebaut, aber das allein reicht nicht, um eine Geschichte zu tragen.

Fazit: Eine fantastische Idee mit viel Potenzial, die in der Umsetzung etwas strauchelt. Wer sich für dunkle Fantasy mit einer Prise verbotener Leidenschaft begeistern kann, wird hier vielleicht trotzdem seinen Spaß haben – aber für mich blieb es eher ein Buch, das viel verspricht, aber nicht alles davon einlöst.