Eindringlich

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Diese Leseprobe hat mir so gut gefallen wie lange keine mehr. Siegfried Langer versteht es, den Leser von der ersten Seite an in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Mit eindringlichen Worten beschreibt er eine Frau, die Schlimmes erlebt: Mann Alkoholiker und gewalttätig, bedroht sie öfters, so dass sie sich kaum noch nach Hause traut. Zu allem Überfluss ein Kind, um dessentwillen sie vermutlich immer weiter durchhält, bis etwas Schreckliches passiert: bei einem erneuten Gewaltausbruch des Vaters fällt der Junge in ein Messer und verblutet auf der Stelle.

Schnitt. Die erfolgreiche Jacqueline (Villa, 2 Mercedes, ein Sohn, Architektin) hat ein Bombengeschäft zum Abschluß gebracht und geht zur Belohnung in ihrer Mittagspause mit ihrer Mutter shoppen, die sie irgendwann aus den Augen verliert. Abends zuhause erklärt ihr ihr Mann, dass die Mutter schon vor bereits zwei Jahren verstorben ist. ??? !!! Schon auf diesen wenigen Seiten ist dem Autor etwas gelungen, was nicht viele schaffen: es war nicht nur so, das man sich das alles sehr gut vorstellen konnte und mit den Hauptpersonen mitfiebern konnte - nein, mir ging es sogar so, dass ich mir vorstellen konnte, an deren Stelle zu sein (okay, okay: ich bin eine Frau und die Hauptpersonen hier sind bis jetzt Frauen...). Trotzdem: es ist diese Beschreibung der Gefühle der Protas, die alles so real werden lässt, dass man sich unwillkürlich fragt, was davon der Autor eventuell bereits selbst erlebt hat, um es so beeindruckend schildern zu können.

die Waldmeisterin