Mysteriöse Parallelen zwischen zwei Welten

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Auf den ersten Seiten von „Vater. Mutter. Tod“ präsentiert Siegfried Langer zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Im Prolog kehrt eine Frau in ihre Wohnung in einen Betonblock in Berlin heim, wo sie von ihrem betrunkenen und gewaltbereiten Mann schon erwartet wird, da sie sich wohl mal wieder verspätet hat.
Bei der anschließenden Auseinandersetzung gerät deren Sohn unter das gezückte Brotmesser des Vaters und stirbt in den Armen seiner Mutter. Hier erfährt der Leser keine Namen, nur „Frau. Mann. Junge“ in Berlin eben.

Im ersten Kapitel wird eine ganz andere Familie gezeigt. Eine anscheinend heile Familienwelt, Jacqueline Adam, eine erfolgreiche Architektin, ihr ebenso erfolgreicher Mann René und deren siebenjähriger Sohn Lukas. Ein Haus in einem noblen Viertel Berlins, teure Designerküche, der Sohn besucht dank Vitamin „B“ eine Privatschule und die karriereorientierte Jacqueline geht in der Mittagspause gerne shoppen – zu Lafayette und ähnlichen Läden, die goldene AmEx immer griffbereit.
Das normale, alltägliche, etwas klischeehafte Leben der Reichen eben.

Doch an einem Morgen, als Jacqueline ihren Sohn zur Tür begleitet hat und das Frühstücksgeschirr aufräumen will, erleidet sie eine solche Kopfschmerzattacke, dass sie sich dabei unbemerkt selber mit dem Messer (Brotmesser, wie auch bei der Familie aus dem Prolog) verletzt. Die Cornflakesschale geht dabei zu Bruch – ebenfalls wie bei der namenslosen Familie. Bestehen da etwa noch mehr Parallelen?
Was fehlt der erfolgreichen Karrierefrau? Neben den mysteriösen Kopfschmerzen plagen sie wohl auch Gedächtnisstörungen. Dass man mal seine EC-Karten-Geheimzahl vergisst, kann ja schon mal vorkommen, jedoch erinnert sie sich auch nicht mehr, in welchem Stockwerk sie arbeitet und ist völlig verwirrt, als sie vor einer Zahnarztpraxis steht.
Später trifft sie sich in der Stadt mit ihrer Mutter – doch diese ist laut René schon seit zwei Jahren tot...
Alles sehr mysteriös und klingt nach einem spannenden Psychothriller, erinnert mich ansatzweise an die Werke von Arno Strobel und Sebastian Fitzek.

Für einen Debütroman scheint „Vater. Mutter. Tod“ nach dem Eindruck der Leseprobe (übrigens bereits ein nicht unbedeutender Teil des knapp 350 Seiten dicken Buches) durchaus gelungen. Auch wenn einige Stellen auf stilistische Schwächen deuten, ist der Schreibstil im allgemeinen sehr angenehm.
Dass eine Frau erst eine heftige Kopfschmerzattacke erleidet und sich dabei verletzt, Minuten später jedoch ihr Teint “frisch und gesund“ wirkt, ist doch etwas unglaubwürdig. Auch ärgert mich die Aussage, wie toll Jacqueline doch ihr Leben meistert, „Karriere, Familie, Haushalt“ - bei „nur“ einem Kind und einer anscheinend ganztägig anwesenden Haushaltshilfe ja irgendwie kein großes Wunder. Das sind jedoch nur Kleinigkeiten, die ins Auge fallen, hoffentlich passieren im weiteren Verlauf nicht mehr solche „Patzer“.

Bisher verspricht „Vater. Mutter. Tod“ ein guter Psychothriller zu werden, sofern die Spannung konstant gehalten und die Rätsel zufriedenstellend aufgelöst werden.