Aussergewöhnlich bewegende Familiengeschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
annetttaube Avatar

Von

Es gibt immer mal wieder Bücher, welche man nicht wieder aus den Händen legen möchte.
"Vaterländer" ist ein solches.

Autor Sabin Tambrea (bekannt aus Kino, TV und Theater), beschreibt in Romanform, den mutigen Auf- und Ausbruch seiner Eltern aus Rumänien, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Vorallem ein Leben in Freiheit, ohne ständige Angst vor der Willkür eines diktatorischen Regimes.

Viel riskiert der Vater, als er es Mitte der 1980er Jahre wagt nach Deutschland zu fliehen, nicht wissend, wann und ob er seine Familie wieder sieht. Zum Glück gelingt es, dass er Frau und Kinder nach Jahren in die Arme schließen darf. Der Anfang, in dem ihnen fremden Land, war nicht einfach. Doch mit viel starkem Willen, gelingt es der Familie, fest zusammenhaltend, ihre Plätze im neuen Leben zu finden. Wenn auch jede*r von ihnen seelisch "ein Päckchen zu tragen hatte". Denn, die Heimat, verlässt Niemand mal eben so.

Die politische Geschichte Rumäniens war keine glückliche. Bald nach dem großen Sieg über den Faschismus wurde eine kommunistische Diktatur mit größter Grausamkeit und Härte im Land fest installiert. Sie stand bei der Durchsetzung den Methoden der besiegten Faschisten in nichts nach. Ausführende: die Geheimpolizei Securitate. Bespitzelung, willkürliche Verhaftungen und Verurteilungen von Vergehen, welche es nie gab. Daraus resulierend lange Haftstrafen, größtenteils unter unmenschlichen Bedingungen, mit schwerster Arbeit, um die Verhafteten psychisch als auch physisch zu brechen. Und es konnte Jede*n, wie aus dem Nichts, treffen.

Nachdem der Kommunismus mit Gewalt Regierungsform geworden war, gab es im Land einige Jahre der politischen Entspannung. Doch der nächste Tiefschlag lauerte schon und trug einen Namen: Ceauşescu. Dieser, sah den Sinn als Staatsoberhaupt darin, sich und seine Gattin, bedingungslos vom Volk huldigen zu lassen. Dazu wurde die Securitate wieder verstärkt aktiviert. Strengste Diktatur und Abschottung waren erneut an der Tagesordnung. Das Land wurde so, von einem egomanischen Herrscher-Ehepaar ins Elend gestürzt.

Kaum auszuhalten für Menschen, welche ohne staatlich verordnete, brutale Knechtschaft leben wollten.

Nach dem Ende der Ceauşescu-Diktatur, gab (und gibt) es noch weiterhin viele politische Probleme.
Es war nun aber den Tambreas möglich, wieder in die Heimat zu reisen, um die Familie zu sehen.

Denn die Familie, ist das stärkste Seil, welches es für sie gibt. Alle sind mit unerschütterlicher Liebe aneinander "geknotet". Im engsten Familienkreis sind die Knoten natürlich am stärksten. Sie halten jedem Sturm stand, egal wie stark er ist, über Generationen hinweg.

Sehr gut gefällt mir der Schreibstil des Buches. Wobei es ja eigentlich unterschiedliche sind.

Teils gar mit hemmingwayschen Charakter, bei den Beschreibungen winzigster Details, welche der kleine Sabin als Kind bemerkte. Dabei stets präsent, als liebevolle und unerschütterliche Verbündete: die große Schwester.

Anders die Erzählweise des Vaters/der Eltern, da diese oft mit schweren Sorgen beladen waren, vor dem Verlassen der Heimat als auch danach.

Das Berichten des Großvaters über seine Haftzeit, hat fast etwas Pragmatisches. Gerade deshalb fühlt sehr man mit.

Allen drei Generationen, wird durch diese leicht veränderten Erzählweisen, Raum gegeben. Dabei ist es jedoch stets stimmig.

Das lässt einen auf's Neue dankbar sein, in einer Demokratie zu leben.

Fazit: das Buch ist herzerwärmend, bewegend und darum unbedingt lesenswert. Ja, man möchte am Ende gar "Zugabe!" rufen.