Berührende Rückschau in eine vergangene Zeit

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sfritz Avatar

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Ich kannte Sabin Tambrea bisher nur als Schauspieler und war sehr gespannt auf sein neuestes Buch. Vom ersten Augenblick an hat mich sein Schreibstil sehr in den Bann gezogen. Die Geschichte ist seine eigene und die seiner Familie ist.
Das Buch besteht aus drei Teilen, die an sich unterschiedlich sind. Teil 1, und damit der Beginn der Geschichte, schildert das Erleben aus dem Inneren des kleinen Jungen heraus. Er geht tief ins Herz. Es ist emotional, aufwühlend, wirft das eigene Kopfkino an und Fragen auf. Die durch die dramatische Flucht des Vaters zerrissene rumänische Familie findet in Deutschland wieder zusammen und beginnt ein neues Leben mit allen Herausforderungen, die ein Neuanfang in einem fremden Land bietet. Mit Angst, mit Hoffnung und dem tiefen Wunsch nach einem besseren Leben. Von dort aus erleben sie auch den Sturz des Ceausescu-Regimes, der ihnen die Möglichkeit gibt, den Rest der Familie, alle Zurückgelassenen, in den jährlichen Sommerferien-Reisen doch wiedersehen zu können, einer Hoffnung, die schon begraben schien. Teil 1 endet mit dem Hinweis des Großvaters auf seine Memoiren, die er sich nie getraut hat, öffentlich zu machen. Diese bilden dann den zweiten Teil des Buches. Vom Schreibstil völlig anders. Geprägt von einer Aufzählung von Namen und Tatsachen, die ein schonungslos erschreckendes Bild des Regimes in Rumänien mit der gnadenlosen Verfolgung unschuldiger Menschen und deren Leidensweg beschreibt. Ein Teil, der Pausen beim Lesen braucht, um all die Tragik verarbeiten zu können. Teil 3 des Buches erzählt nun die Geschichte der Eltern in Rumänien bis hin zur Flucht des Vaters und der Trennung von Frau und Kindern. Er zeigt die Konflikte aller Beteiligten, die Ängste und die große Sehnsucht, ihre Liebe zueinander. Eine Liebe, die es schafft, alle Unsicherheiten und Schicksalsschläge zu überstehen. Teil 3 endet wiederum mit der Ankunft in Deutschland und schließt so den Kreis zum Anfang des Buches. Die Ereignisse werden aus unterschiedlicher Sicht erzählt und zeichnen sehr einfühlsam ein umfassendes Bild dreier Generationen einer Familie, die es schaffen mit Entschlossenheit und Mut einen eigenen Weg zu gehen in einer Welt, die ihnen oft feindlich gegenüber tritt.
Das Buch ist ein beeindruckendes Werk und Sabin Tambrea ein begnadeter Erzähler, der es in diesem Roman schafft, sensibel seine eigene Familiengeschichte mit historischen Ereignissen zu verbinden, und für alle Leser interessant zu machen, die es lieben, mehr über europäische Geschichte und Menschenschicksale zu erfahren. Es ist absolut lesenswert und regt sehr zum Nachdenken an.