Eine Familiengeschichte die zum Nachdenken anregt

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hoelzchen Avatar

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Der Schauspieler Sabin Tambrea bringt uns mit seinem Buch “Vaterländer“ seine eigene Autobiographie näher. Der Roman ist in drei Teile gegliedert und beginnt in den 1980er Jahren. Sabin kommt mit seiner Mutter und älteren Schwester im Zuge der Familienzusammenführung nach Deutschland. Die Familie kommt aus Rumänien und Sabins Vater ist während einer Konzertreise im Westen geblieben. Im ersten Teil beschreibt der Autor seine Kindheit und Jugend in Deutschland, dann im zweiten Romanteil, steht sein Großvater im Mittelpunkt. Wir erfahren von seinem Leben in den 1940er und 1950er Jahren. Der Kommunismus hält Einzug in Rumänien und das Leben ist hart, vor allen Dingen dann, wenn man Widerstand leistet. Der letzte Romanteil umfasst das Leben von Sabins Vater, einem Musiker. Wie er auf Sabins Mutter trifft (auch eine Musikerin) und das entbehrungsreiche Leben in Rumänien wird beschrieben.
Ich habe mich für die Hörbuchfassung des Romans entschieden, welche vom Autor selbst eingesprochen wurde. Seine ruhige Stimme und sanfte Art, verleihen dem Hörbuch einen wahren Hörgenuss. Sofort springt der Funke über und man mag gar nicht mehr aufhören, seinen Schilderungen zu lauschen. Die Sortierung der einzelnen Abschnitte ist perfekt gewählt. Sabin Tambrea ist ein bekannter Schauspieler und ich war sehr neugierig über sein Leben zu erfahren. Tambrea wird oft in melancholischen Rollen besetzt und so wird die Vermutung suggeriert, dass er ein introvertierter Charakter ist. Das Hörbuch lehrt uns, dass er es als Kind faustdick hinter den Ohren hatte, oft musste ich beim Hören schmunzeln. Der zweite Teil des Hörbuchs erwischte mich dann eiskalt, denn ich war schockiert über die Geschehnisse in Rumänien zu hören. Bislang wusste ich zu wenig über dieses Land, vor allen Dingen über die Situation während und kurz nach dem 2. Weltkrieg. Tatsächlich brauchte es ein bisschen, bis ich mich eingehört hatte, was vielleicht auch an den vielen Namen lag, dem zu folgen, ist in der Hörbuchfassung vermutlich schwieriger im Vergleich zum geschriebenen Wort. Der dritte Teil veranschaulichte dann nochmal ganz deutlich, was es hieß in Rumänien zu leben. Die damalige Mangelwirtschaft ist auch aus anderen osteuropäischen Ländern bekannt, doch ich war wirklich entsetzt von den Korruptionen und Machenschaften der Politik zu hören. Sabin Tambrea tut gut daran, uns die Augen zu öffnen. Es ist nicht nur sein Leben, welches er uns offenbart, es ist ein Stück Zeitgeschichte mehrerer Generationen. Wie ich in einem Interview erfahren habe, zeigt das Buchcover seine Eltern, was für eine persönliche und berührende Geste.
Ich kann diesen Roman wirklich nur jedem empfehlen, besser kann Geschichte nicht vermittelt werden.