Väter und Söhne

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Als Schauspieler schätze ich Sabin Tambrea, als Schriftsteller war er mir gänzlich unbekannt. Auch seinen beruflichen und privaten Werdegang hatte ich nicht bewusst verfolgt. Umso mehr hat mich sein neues Buch "Vaterländer" fasziniert, das vor wenigen Wochen erschienen ist.

Das Cover rückt ein unbekanntes Paar in den Mittelpunkt. Allen Betrachter*innen den Rücken zukehrend, gehen sie ihren Weg gemeinsam, auf ein unbekanntes Ziel. Der Titel unterstreicht die Multi-Kulturalität der handelnden literarischen Figuren. Gleichzeitig wirft er die Frage aus, was es für Menschen bedeutet, ihre Heimat zu ver- und alles hinter sich zu lassen, um in einem unbekannten Land einen neuen Anfang zu wagen.

Der Roman "Vaterländer" erzählt die Geschichte der rumänisch-ungarischen Familie Tambrea. Er ist in drei Teile gegliedert, die jeweils aus der Perspektive von drei Generationen geschildert werden. Die Handlung ist wie ein Ring gestaltet. Sie setzt 1985 ein, mit der Flucht des Violinisten Bela Tambrea während einer Tournee. Der erste Teil ist auf Nuku (Sabin) Tambrea fokussiert, der als kleines Kind mit seiner großen Schwester Alina (Ai) und seiner Mutter Radica in der Bundesrepublik Deutschland ankommt, sehnsüchtig erwartet von seinem vor zwei Jahren aus Rumänien geflohenem Vater Bela, der sich in Marl ein neues Zuhause aufgebaut hat. Der zweite Teil ist das Tagebuch seines Großvaters Horea Tambrea, der Zeugnis ablegt über seine schrecklichen Erlebnisse während der Diktatur. Er hat Willkür, Gefangenschaft, Folter, Verfolgung und Unterdrückung selbst erfahren; ist aber nicht zerbrochen worden. Der letzte (dritte) Teil rückt Bela Tambrea, den Vater von Sabin Tambrea, in den Mittelpunkt des Geschehens. Er zeigt wichtige Stationen seines Lebens auf, von seinem Aufwachsen in einem totalitären System und seiner (musikalischen) Ausbildung über seine Liebe zur Violinistin Radica bis hin zu seiner 1985 erfolgten Flucht aus Rumänien und endet mit dem Wiedersehen mit seiner Familie in 1987, wo sich der Kreis schließt.

Es ist ein emotional aufwühlender Roman, der eine persönliche (Familien-) Geschichte verbindet mit historischen Ereignissen, sensibel und virtuos erzählt, durchzogen von der Liebe zur Darstellenden Kunst und Musik. Ein beeindruckendes, berührendes literarisches Werk über Familie, Heimat, Identität, Liebe; Migration und Zusammenhalt.