Sehr spannend

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matheelfe Avatar

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„...Als Historiker wusste er nur zu gut, dass die Geschichte sich wiederholte und häufig eine Kleinigkeit ausreichte, um eine Situation völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen und ins Chaos zu stürzen...“

Der Historiker Tomas Noronho befindet sich unter den Vatikanischen Grotten. Er hat den Auftrag, das Petrusgrab zu finden. Nachdem er die Grotten verlassen hat, wird er von Kardinal Angelo Barboni aufgefordert, ihm zu folgen. Wenige Minuten später steht er dem Papst Franziskus gegenüber. Der bittet ihn um Hilfe, weil in den Vatikan eingebrochen wurde. Doch dann eskaliert die Situation. Der Papst wird entführt und mit seiner Hinrichtung gedroht.
Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Das Besondere daran ist, dass in die spannende Handlung eine ganze Reihe an Fakten eingebunden sind, die durch Tatsachen belegbar sind. Genauer komme ich dazu später.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt rasante Handlungsstränge, denn Tomas läuft die Zeit davon, wenn er den Papst rechtzeitig finden will. Außerdem weiß er nicht, wem er vertrauen kann. Der Kardinal unterstützt ihn zwar, doch die Vertreter der Polizei sind wenig hilfreich. Wie war so schön formuliert worden?

„...Die Kurie ist korrumpiert, die Kardinäle sind zerstritten, die Behörden sind infiltriert, die Gendarmerie ist unzuverlässig und die italienische Polizei ist nicht gerade vertrauenswürdig...“

Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich aber in erster Linie die fein ausgearbeiteten Dialoge. In dem Gespräch mit dem Papst stehen drei Prophezeiungen im Mittelpunkt. Dabei fällt das Eingangszitat. Als Leser habe ich den Eindruck, dass sich beide auf Augenhöhe begegnen. Zwar sind sie nicht immer einer Meinung, aber sie bleiben sachlich und loten ihre Positionen aus. Franziskus fasst das so zusammen:

„...Mit anderen Worten, Professor, Sie gestehen indirekt, dass Prophezeiungen und Ahnungen nicht den Gesetzen der Physik widersprechen..“

Tomas soll mit der Wirtschaftsprüferin Catherina Rauch zusammenarbeiten. Sie hat zum einen Zugang zu wichtigen Papieren und ist zum anderen beauftragt, die Finanzen des Vatikans in Ordnung zu bringen. Schnell zeigt sich, dass das eine Mammutaufgabe wird. Sie konstatiert.

„...Korrekte Buchführung ist kein Zeichen einer knauserigen Einstellung, sondern eine Frage der Vernunft. […] Man kann auf die Dauer nicht mehr ausgeben, als man einnimmt...“

Gekonnt werden die Skandale um die Vatikanbank, den Tod von Papst Johannes Paul I. und um fragwürdige Finanzgebaren in die Handlung integriert. Diese Fakten wurden exakt recherchiert und sind in öffentlichen Quellen zum Teil nachlesbar. Dadurch erhält die Geschichte eine besondere Authentizität.
Sehr gut beschrieben werden die Handlungsorte und ihr historischer Hintergrund. Das betrifft insbesondere die Unterwelt des Vatikans.
Nach und nach begreift Tomas, dass nichts so ist, wie es scheint. Wer steht wirklich hinter den Entführern? Seine logischen Schlussfolgerungen, die am Ende alle Rätsel lösen, fand ich klasse.
Die Bibelsprüche zu Beginn und die Karte des Vatikans ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es war mein erstes Buch vom Autor, aber sicher nicht das letzte.