Ein Kochbuch für alle

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Kochbücher und ich haben eine etwas schwierige Beziehung. Ich liebe sie, bin schnell begeistert vom Design, dem Konzept, dem Cover - aber, wenn ich sie dann in der Hand halte, finde ich wenig Rezepte, die ich tatsächlich ausprobieren will. Entweder ist nichts Neues drin oder die Rezepte sind einfach nicht mein Fall. Diese Gefahr besteht, so denke ich, bei diesem Kochbuch nicht. Es ist etwa doppelt so dick wie ein Durchschnittskochbuch und voll mit Rezepten, sortiert nach sinnvollen Kategorien und mit Zutatenglossar hinten.

Ein besonderes Kapitel widmet sich der veganen Interpretation beliebter „Küchenklassiker“. Hier finden sich nicht nur Gerichte wie Lasagne und Gulasch, sondern auch Anleitungen, wie man Zutaten, die Grundlage sehr vieler Rezepte sind, vegan nachmachen kann, z.B. Mozzarella aus Soja oder Feta aus Mandeln. Rezepte für weitere Grundzutaten finden sich zu Beginn des Kochbuches. Nuss- oder Hafersahne sowie Cashewjoghurt sind geschmacklich eine viel bessere Alternative als viele denken würden. Hier lohnt es sich, eventuelle Skepsis zu überwinden und sie einfach mal zu probieren, wenn man der veganen Ernährung eine Chance geben will. Genauso leicht ist es aber, die Rezepte von GU als Inspirationsgrundlage zu begreifen. Wer Tofu partout nicht mag, kann es einfach weglassen oder durch Fleisch ersetzen. Wer aber wirklich gerne vegan leben will und dafür Rezepte und Anregungen braucht, die sie oder ihn auf längere Zeit und von morgens bis abends versorgen können, findet hier buchstäblich (wegen des strahlenden Covers) eine Goldgrube.

Was mich bei diesem Kochbuch vor allem überzeugt hat, war, dass es so weitgehend frei von Ideologie und besonderem Lifestyle ist (wenn man mal davon absieht, dass es eben ein Kochbuch speziell für vegane Ernährung ist). Es ist schlicht in dem Sinne, dass hier wirklich die Rezepte im Vordergrund stehen. Wie man sich bei Pinterest-Links oft durch die gesamte Familiengeschichte scrollen muss, bis man endlich irgendwo zwischen Familienplanung und fragwürdigen Beziehungsanekdoten das verdammte Rezept für die Kartoffeltaschen findet, das man seit 5 Minuten sucht, so reichern auch AutorInnen von Kochbüchern ihre Rezepte gerne mit Informationen darüber an, was denn z.B. „ihre Jungs“ am liebsten essen oder wie man den Partner, der gefühlt nur Fleisch, Ketchup und Fritten isst, austricksen kann, damit ihm auch das Gemüse schmeckt. Hier gibt es keine derartigen Nebenhandlungsstränge über das Familienleben der Autorin, keine ganzseitigen Fotos von schlecht in Szene gesetzten Zutaten, kurz: kein „Gelaber“. Neben Zubereitungszeit, Portionen- und Kalorienangaben findet man dafür - gerade für Veganer sehr wichtig - Angaben zum Protein-, Fett- und Kohlenhydratgehalt der einzelnen Gerichte. Zu Beginn werden auch gesundheitliche Bedenken, die im Zusammenhang mit veganer Ernährung immer wieder geäußert werden, thematisiert und relativiert.

Das Kochbuch kann ich also eigentlich bedenkenlos weiterempfehlen. Hier sollte für jeden etwas drin sein, egal, mit welchen Vorstellungen man reinschaut.