Altrockers Abschiedskonzert stürzt Innsbruck in den Tumult

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takabayashi Avatar

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Flott geschriebener Einstieg ins Buch: Valerie Mauser, genannt Veilchen, Oberstleutnant beim LKA Innsbruck verbringt gerade mit ihrem besten Freund und Exkollegen Stolwerk ein Wochenende beim Selbsterfahrungsseminar in Längenfeld, als sie während des Frühstücks durch einen Anruf ihres Vorgesetzten gestört wird - oder, na ja, eigentlich gar nicht so störend der Anruf, den sie prompt als Vorwand nutzt, das Seminar fluchtartig zu verlassen. Stolwerks Schwester hatte ihm dieses Seminarwochenende zum Geburtstag geschenkt, hatte dann aber aufgrund einer Erkrankung nicht mitfahren können, so dass Veilchen eingesprungen war. Doch der Ablauf dieser Selbsterfahrungsgruppe war eher Qual als Erholung gewesen, so dass Dr. Bergers Anruf gerade recht kam ...
In Innsbruck soll das Abschiedskonzert des Deutschrockers Wolf Rock stattfinden, doch dieser fühlt sich bedroht und hat Polizeischutz angefordert. In den Drohbriefen, die er erhält, wird immer auf eine "Schandtat 76" angespielt. Aber ist das ernst zu nehmen? Denn vor 2 Jahren gab es schon einmal eine ähnliche Situation mit dem Rockstar, die sich dann allerdings als PR Stunt entpuppt hatte.
Genau meine Art von Krimi, dachte ich zuerst: mit einer großen Portion Humor gewürzt! Auch das restliche Personal passt - der Chef, wie in vielen Krimis, eine eher lästige Nervensäge, ein Bürokrat und Erbsenzähler, der junge Assistent, der Schwung und gute Laune ins Team bringt, der Kollege, der eine private Verbindung zu Wolf Rock hat und, last but not least, der gute Freund, Exkollege und Schwergewicht Stolwerk, der jetzt einen privaten Sicherheitsdienst leitet.
Doch leider wurde der temporeiche und witzige Stil des Anfangs nicht durchgehalten. Es gibt einen zweiten Erzählstrang - in anderem Schrifttyp abgehoben - in dem tagebuchartig über eine Begebenheit aus dem Jahr 76 berichtet wird. Ich mag diese Technik der eingeschobenen Geschichte nicht. Der Autor kann sich nicht zwischen amüsanter Leichtigkeit und bleischwerer Problematik entscheiden, da gelingt ihm keine überzeugende Balance. Die Spannung leidet darunter, im Mittelteil zieht sich der Roman ziemlich und nimmt erst ganz gegen Ende wieder Fahrt auf. Das Finale ist sehr spanned, wenn auch etwas haarsträubend unrealistisch - Veilchen lässt sich auf lächerliche Alleingänge und sehr große Risiken ein. Nach der ersten Lektüre der Leseprobe hatte ich mir noch den ersten Band "Veichens Winter" besorgt, der mir erheblich besser gefallen hat. Dann war die Vorfreude auf diesen 2. Band groß, doch leider wurden meine Erwartungen etwas enttäuscht. Nicht schlecht, aber doch nicht so gut, wie erhofft. Dennoch werde ich einem 3. Band über Veilchen durchaus noch eine Chance geben.