Veilchen und Stolwerk unschlagbar

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elke seifried Avatar

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Joe Fischler hat mich mit Veilchens Winter schon aufs Allerbeste unterhalten und deshalb habe ich mich riesig über die Fortsetzung mit den Ermittlern Veilchen und Stolwerk gefreut. Auch hier hatte ich wieder eine super spannende Krimihandlung, sympathische Charaktere, jede Menge Lokalkolorit und die nötige Prise Humor.

Noch nie hat sich Valerie Mauser so sehr über einen neuen Einsatz gefreut wie hier. Sie weilt gerade mit Stolwerk auf einem Selbstfindungsseminar und die beiden hecken schon Pläne aus, wie sie den Armen dieses verrückten Gurus entfliehen können, als der rettende Anruf von Oberst Berger kommt. Der alternde Deutschrocker Wolf Rock will in Innsbruck sein Abschiedskonzert geben und bekommt jetzt anonyme Drohungen. Irgendjemand möchte ihn wegen einer Schandtat aus dem Jahr 76 bei seinem letzten Auftritt brennen sehen. Er fordert deshalb Polizeischutz und den soll ihm Valerie und ihr Team gewähren. Was hat es mit diesen Drohungen auf sich? Ein blöder Marketingtrick von Manager Benz, der notfalls über Leichen geht, solange der Rubel rollt, oder hat tatsächlich jemand eine Rechnung mit dem Star offen? Da gäbe es schon einen abgedrehten Künstler, der behauptet Wolf Rock hätte ihm seine Lieder geklaut, einige verrückte Fans und obendrein noch einen Ex Manager, mit dem er jahrelange Prozesse geführt hat. Ganz schlecht ist natürlich, dass Wolf Rock in den 70ern seine wilde Phase hatte, ein Jahrzehnt mehr oder weniger zugedopt erlebt hat und sich daher an gar nichts erinnern kann. Wird Valerie und ihr Team das Konzert und Wolf Rocks Leben retten können?

Ich liebe den Schreibstil dieses österreichischen Autors einfach. Die Geschichte ist so locker, leicht erzählt, dass man fast durch das Buch fliegt. Ich konnte so oft schmunzeln, weil er ein richtig gutes Händchen für die nötige Portion Humor beweist. Er spielt mit Namen, die einen grinsen lassen, er legt seinen Charakteren stets die besten Sprüche in den Mund und geizt nicht mit witzigen Szenen. Aber nicht nur das, auch die Spannung ist stets hoch und Einschübe, die auf einen möglichen Täter hinweisen, tun ihr übriges dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Man ist direkt bei den Ermittlungen dran und kann viel rätseln und mutmaßen. Außerdem legt er so gekonnt seine Finten, dass ich bis kurz vor knapp, zwar so einige Theorien hatte, allerdings komplett danebengelegen bin.

Die Charaktere sind mir ja schon im ersten Teil ans Herz gewachsen. Valerie, oder Veilchen, ist hier die leitende Ermittlerin. Sie hat ihr Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen und kann manchmal auch richtig emotional werden, was sie menschlich macht. Richtig witzig finde ich die böse Souffleuse, die dem Leser ihre Gedanken verrät, die nicht zum laut Aussprechen geeignet sind. Mein heimlicher Favorit ist ihr ehemaliger Kollege Stolwerk. Er ist nicht mehr im aktiven Dienst, steht ihr aber stets mit Rat und Tat zur Seite, hat immer den passenden Spruch auf den Lippen und außerdem bewahrt er sie vor dem Hungertod. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Er Genussmensch, der keine Waage besitzt, und Valerie ein Strich in der Landschaft, der bei Stress schnell das Essen vergisst, aber die beiden sind zusammen einfach unschlagbar. Einen Schmatz hätte der junge Kollege Schmatz verdient, der ist nicht nur eine unersetzbare Hilfe in Computerdingen, sondern einfach auch Garant für ein Dauergrinsen, wenn er mitmischen darf. Kollege Geyer, der schwer daran zu knabbern hat, dass man ihm die junge Valerie als Chefin vor die Nase gesetzt hat, hat seine guten und schlechten Seiten und macht es für Valerie nicht immer ganz leicht. Erwähnen will ich noch Valeries Nachbar, Sandro Weiler. Hat der junge, sympathische Künstler ihr den Kopf verdreht - eine spannende Frage. Auch die diversen Nebenfiguren sind originell dargestellt und bei deren Beschreibungen kommt das Kopfkino so richtig ins Laufen.

Eine gute Portion Lokalkolorit hat Veilchens Feuer auch parat. Innsbruck, die Sprungschanze am Bergisel, ein Rückblich auf dort ausgetragene olympische Spiele und auch der eine oder andere regionale Begriff sorgen für das nötige Flair.

Alles in allem hatte ich wieder einmal wirklich tolle Unterhaltung und ich hätte auch ohne den Cliffhanger am Ende sehnsüchtig auf die Fortsetzung gewartet.