Nicht nur gute Träume an der Academy of Dream Analysis

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malins_dagbok Avatar

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Nemesis von Winther ist eine Traumgeborene und beginnt ihr Studium an der Academy of Dream Analysis, um zu lernen, wie sie durch luzides Träumen die Wirklichkeit verändern kann. Doch das ist nicht ihr eigentliches Ziel. Vielmehr möchte sie den Tod ihres geliebten Bruders Neiro rächen, für den sie die Direktorin der ADA verantwortlich hält. Schnell lernt sie Mercy kennen, Jupiters Neffen und ihren geheimnisvollen Mitstudenten. Nachdem dieser erfährt, dass Nemesis seine Tante für eine Mörderin hält, werden die beiden zu Feinden, doch zusehends kommt ihnen ihre Anziehung füreinander in die Quere.
Die beiden Charaktere werden beim Lesen lebendig und sind recht komplex, dennoch konnten mich beide nicht komplett überzeugen. Mercy ist mir einfach unsympathisch und sehr sprunghaft und Nemesis handelte zunehmend so, dass ich es nicht mehr nachvollziehbar fand. Beispiel: eine Person lockt sie unter falschem Vorwand in einen Keller, wo sie etwas tun muss, was sie nicht will (man muss es eigentlich Folter nennen). Danach stellt besagte Person sie vor der ganzen Schule bloß. Beim nächsten Aufeinandertreffen weint Nemesis in ihren Armen. Okay?! Die drei Nebenfiguren Elio, Esra und Viktoria mochte ich da schon mehr, alle drei sind auf ihre Art besonders und stehen füreinander ein.
Das Magiesystem mit dem luziden Träumen fand ich spannend und auch die psychologischen Bezüge (es bleibt leider hauptsächlich bei Freud) mochte ich sehr. Leider haben mir einige Erklärungen gefehlt, sodass ich das System noch nicht wirklich verstanden habe, hier hoffe ich auf Band 2.
Durch Nemesis Rachepläne ist das Buch durchweg spannend, auch wenn am Ende leider die Liebesgeschichte zwischen ihr und Mercy im Vordergrund steht. Ich sage leider, denn diese mochte ich überhaupt nicht. Wie für NA (und offensichtlich auch Romantasy) üblich, gibt es eigentlich wenig emotionales Kennenlernen, hauptsächlich finden sich die beiden einfach heiß. Gleichzeitig sind sie Rivalen, jedoch wirkte die Enemies to Lovers Aufmachung auf mich einfach unauthentisch. Die Handlung streift dann öfter Mal knapp an der Spicy-Szene vorbei, nur damit diese dann 10 Seiten vor Ende eingebaut wird. Ich frage mich bei vielen Büchern mittlerweile, ob diese eigentlich ohne besagte Szenen geschrieben werden und der Verlag dann in der Überarbeitung drauf besteht irgendwo noch eine reinzuquetschen, offensichtlich können Bücher ohne nicht mehr gedruckt werden. Der Schreibstil ist an sich gut, etwas beschreibend, aber nicht dramatisch oder zu poetisch, wird aber leider gegen Ende wieder sehr vulgär, was schon beim letzten Roman der Autorin mein Problem war. Vielleicht sprechen bestimmte Menschen so miteinander, ich kann es mir nicht wirklich vorstellen.
Was mir wirklich gut gefallen hat waren die Bösen Personen im Buch. Neben Nemesis' wirklich grauenvoller Mutter, ist auch Viktoria von einer solchen geplagt, beim Lesen wird man richtig sauer. Den Vogel abgeschossen hat aber Professor O. Meine Abschäu beim Lesen hat die für Professor Snape eindeutig überboten.
Insgesamt eine spannende Idee, ein gutes Setting und offensichtlich kann die Autorin auch sehr plastische Charaktere erschaffen. Die Liebesgeschichte war jedoch gar nicht meins. Bei den offenen Fragen hoffe ich auf Band 2 und werde auch erst dann Band 1 abschließend bewerten können. Erstmal gibt es von mir gut gemeinte 3.5 Sterne.