Coole Nonne, aber bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück
In „Verbrannte Gnade“ begleiten wir als Lesende Schwester Holiday, eine non-konforme und rebellische Nonne, die sich inmitten einer Brandstiftung sowie eines vermeintlichen Mordfalls wiederfindet. Als Außenseiterin im Kloster und mit einer bewegten Vergangenheit, wird in die Nonne mit Punk-Rock-Affinität in die Ermittlungen verwickelt. Während sie versucht, die Wahrheit herauszufinden, wird ihre eigene traumatische Vergangenheit immer präsenter und überschattet ihre Nachforschungen.
Margot Douaihys „Verbrannte Gnade“ ist ein Krimi, der stark von seiner Hauptfigur, Schwester Holiday, lebt. Leider verliert sich der Krimi jedoch in zu vielen Rückblenden und Nebenerzählungen. Die ständigen Ausflüge in Holidays Vergangenheit sind anfangs interessant, wirken jedoch mit der Zeit überladen und bremsen den Spannungsbogen, der sich um die Brände und vermeintlichen Mordfälle aufbaut. Diese Rückblicke machen es schwer, in die Haupthandlung einzutauchen, was dem Krimi-Anteil des Buches aus meiner Sicht deutlich schadet.
Ein weiteres Problem ist, dass es kaum andere tiefgründige oder spannende Charaktere gibt. Im Gegenteil: Die Nebenfiguren bleiben blass oder sind schlichtweg unfassbar unsympathisch oder nutzlos konstruiert, was es schwierig macht, wirklich mitzufiebern. Der Fokus auf Schwester Holiday ist zwar verständlich, doch andere Perspektiven hätten dem Roman mehr Dynamik und Tiefe verleihen können.
Auch wirkt der Krimi oft etwas konstruiert: Viele Handlungsstränge führen ins Nichts oder weisen Logiklöcher auf, was die Glaubwürdigkeit des Plots untergräbt. Das Ende ist aus meiner Sicht schließlich enttäuschend: Für mich persönlich kam es abrupt und wirkte unverständlich. Anstatt eine aufgelöste Spannungskurve zu bieten, hinterlässt es mich eher verwirrt und unbefriedigt.
Insgesamt hätte „Verbrannte Gnade“ aus meiner Sicht ein vielversprechender Krimi sein können, doch die mangelnde Balance zwischen Charakterentwicklung und Krimi-Elementen, die übermäßigen Rückblenden und das unbefriedigende Ende lassen den Roman meiner Meinung nach hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben. Ich möchte aber betonen, dass das meine Meinung ist. Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen dürfen und die Gruppe war hier durchaus auch unterschiedlicher Meinung. :)