Gewöhnungsbedürftig

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"Er flog mit dem Herzen voran durch die Welt. Er lief mit einem Schlüssel in der Hand herum und wartete darauf, dass er irgendwo passte. Wie wir alle."

Das auffallende, in dunklen Rot- und Lilatönen gehaltene Buchcover, ist einem sakralem Buntglasfenster nachempfunden. Durch eine besondere Art der Prägung glaubt man sogar, die einzelnen Bleiruten der Verglasung haptisch ertasten zu können. Nett gemacht.

Zur Geschichte: Als ein Brandanschlag auf die katholische Privatschule Saint Sebastian in New Orleans verübt wird, und dabei einer der Hausmeister ums Leben kommt, entschließt sich Schwester Holiday, aus deren Sicht der Kriminalroman erzählt wird, eigene Ermittlungen aufzunehmen. Gleichzeitig gewährt die "rauchende Nonne" auch Einblicke in ihre eigene Vergangenheit und man erfährt nach und nach, wie sie zum Orden der "Schwestern vom Erhabenen Blut" kam.

Margot Douaihy benutzt eine bildhafte, temperamentvolle und wortgewaltige Sprache, die immer mal wieder ins Philosophische abdriftet und zum Nachdenken zwingt. Oftmals sind es sehr kurze, wie abgehackt wirkende Sätze, die ein flüssiges Lesen fast unmöglich machen und ein hohes Maß an Konzentration einfordern.
Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie auch ein treffendes Stilmittel um für diese queere Erzählung eine ganz eigene und einzigartige Atmosphäre zu erschaffen. Durchaus gelungen, trifft es aber leider überhaupt nicht meinen persönlichen Geschmack.

Der angelegte Spannungsbogen ist durchgängig eher flach, die Handlung bleibt unspektakulär, auch wenn in der zweiten Buchhälfte etwas mehr Tempo aufkommt. Überraschende oder gar unerwartete Storywendungen sucht man vergebens.

Schwester Holiday selbst ist bereits anstrengend anders. Aber gleichzeitig agieren auch die meisten der weiteren Protagonisten wenig sympathisch, allen voran die sehr bizarre und merkwürdige Brandermittlerin Magnolia Riveaux.

Das Ende der Geschichte kommt dann irgendwie überraschend plötzlich, die Lösung des eigentlichen Falls ist wenig beeindruckend.

Obwohl der Titel bereits in diversen Buchforen sehr positiv bewertet wird, konnte er mich weder sprachlich noch inhaltlich wirklich überzeugen. Von mir gibt es für die "Verbrannte Gnade" deshalb auch nur zwei Sterne, wohl wissend und verstehend, dass dieses Buch und auch Schwester Holiday seine/ihre Liebhaber (zu Recht) findet.