Als Berliner Strafverteidiger...

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kainundabel Avatar

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hat Ferdinand von Schirach Einblick in tiefste menschliche Abgründe. Wenn auch öffentliche Personen wie Günther Schabowski (verteidigte ihn wegen der Mauertoten) zu seinen Klienten zählen, steht im Mittelpunkt der Leseprobe ein offenbar tüchtiger und zielstrebiger Mann namens "Fähner", der als erfolgreicher Arzt seinen Lebensweg gefunden zu haben scheint. Fast atemlos und telegrammartig aufzählend listet von Schirach dessen Leben auf, das mit Fähners 24. Lebensjahr die alles entscheidende Weichenstellung erfährt. Er lernt Ingrid kennen, heiratet sie und muss bald erfahren, was tatsächlich in ihr steckt. Als Leser entwickelt man ein hohes Maß an Mitgefühl für diesen Mann, der einem einmal geleisteten "Eid" fünfzig Jahre Folge leistet, bis er an die Grenzen seiner unglaublichen Duldsamkeit gelangt.

Gerade weil sie Realität ist, geht die Leseprobe einem sehr nahe; sie ist spannend zu lesen, was nicht nur am Inhalt, sondern auch an von Schirachs Schreibstil liegt. Hoffentlich geht sein Buch nicht im allgemeinen Literaturbetrieb unter!