Beklemmend

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boerdeschmetterling_liest Avatar

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In "Verbrechen" stellt von Schirach Kriminalfälle dar, die er als Strafverteidiger erlebt hat. Bereits der erste beschriebene Fall handelt von einem angesehenen Arzt, der nach 40 Jahren Ehe voller Demütigungen seine Frau mit einer Axt erschlägt.

Von Schirach beschreibt den Fall auf eine nüchterne, fast brutale Art, ohne viele Schnörkel und Verzierungen. Der Leser sieht sich konfrontiert mit der für den Ehemann unerträglichen Situation seiner Ehe voller Demütigungen. Auf eine sehr beklemmende Art wird der Leser immer tiefer hineingezogen in die Geschichte, bis zum bitteren Ende, in dem der Arzt seine Ehefrau tötet. Durch die Beschreibung der Ehe und auch die emotionale Darstellung des Prozesses wird der Leser auf die Seite des Arztes gezogen, kann nicht anders als Mitleid zu empfinden und die Handlung des Täters fast nachvollziehen zu können.

Trotzdem kann mich die Leseprobe aus mehereren Gründen nicht überzeugen: Zum Einen stellt das Buch echte Geschichten dar, es präsentiert dabei ja nicht nur die Täter, sondern stellt auch die Opfer dar - in diesem Fall als herrschsüchtige, tyrannische Ehefrau, doch wer sagt mir, dass sie wirklich so schlimm war wie dargestellt? Was mögen vielleicht verbliebene Angehörige dieser Frau - oder möglicher anderer im Buch dargestellter Opfer - denken? Zum Anderen habe ich einfach ein Problem damit die Täter, welcher kriminellen Tat auch immer, so dermaßen als Opfer dargestellt zu sehen. Sicher mag eine Situation auswegslos erscheinen und man mag in der vorliegenden Geschichte auch Mitleid mit dem Arzt haben und seine Handlung fast verstehen - aber eben nur fast. Mit dieser einseitigen Darstellung habe ich ganz arge Probleme, daher nichts für mich.