Endlich klein gemacht

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edda Avatar

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Bewußt überwiegend sachlich gehaltener Erzählstil, verleitet den Leser aktiv in eigene Erfahrungen und Empfindungen und Vorstellungen  zu geraten. So ist der Sog schon hergestellt, der den Leser in ein fremdes Leben zieht, welches mit einer Straftat öffentlich wird. Friedhelm Fähner regulierte seine damals falsche Entscheidung, indem er klein gemacht, was im Laufe der Jahre grenzüberschreitend geworden war.  Merkwürdig berührend sind die letzten Worte Fähners im Gericht, die zeigen, dass er sich einer nichtwandelbaren Vorstellung,nämlich das damalig gegebene Versprechen einzuhalten, unterworfen hat, so zu glauben, sie noch wie damals zu lieben. Die Unfähigkeit, sich dem zu stellen, was Gegenwart ist, wenn die Gegenwart definiert ist auch aus der Summe des Vergangenheitlichen, gipfelt in dem Schlusssatz von Ferdinand von Schirach in dieser Erzählung: "In diesem Jahr sind die Äpfel gut" und zeigt dem entsetzten Leser die völlige Abspaltung Fähners zur eigenen Geschichte und entlässt sich selbst damit im distanziert Gruseligen.

Die Geschichte wirkt nach.  Sich an der Betrachtung fremden Schicksal zu ereifern ist jedem selbst überlassen. Und das überläßt Ferdinand von Schirach ganz dem Leser, mit allen entstehenden Wertungen.