Juristenprosa

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
anonymous Avatar

Von

So sieht das also aus, wenn ein bekannter Strafverteidiger unter eigenem Namen Kurzgeschichten ("Stories") veröffentlicht: schmucklos, tonlos, emotionslos.

Die als Leseprobe vorgelegte erste Erzählung trägt als Titel nicht mehr als den Nachnamen der Hauptgestalt. Und auf zwölf  Seiten erfahren wir die ganze Lebensgeschichte dieses Protagonisten. Fähner steht fest in der Tradition seines kleinen süddeutschen Heimatortes; nach erfolgreichem Medizinstudium und einigen Jahren als Assistenzarzt am örtlichen Kreiskrankenhaus übernimmt er die Hausarztpraxis seines Vaters. Und irgendwann zwischendurch heiratet er die einzige Frau, der er offenbar je in seinem Leben nähergekommen ist. Die Ehe bleibt kinderlos und verläuft nicht gerade so, wie man sich das erhofft, aber vielleicht so, wie man das nach den eingestreuten Hinweisen befürchten muss: die Ehefrau entwickelt sich umgehend nach der Hochzeit zur häuslichen Furie. Die Frage nach ihrer psychischen Gesundheit wird nicht gestellt und nicht beantwortet; aber man macht sich so seine Gedanken. 

Auch wenn es sich nur um eine Kurzgeschichte handelt, soll hier getreu den Rezensionsregeln für das Krimigenre die weitere Entwicklung nicht verraten werden. Aber so viel kann gesagt werden: auch das Ende stellt für den Leser keine überraschende Wende dar. Und das scheint das grundlegende Prinzip dieser Erzählung zu sein: nichts kommt überraschend, alles erscheint zwangsläufig - auch die ganz große Katastrophe.