Nichts ist härter als die Realität ...

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Der Strafverteidiger Ferdinand von Schirach plaudert in diesem Buch aus dem Nähkästchen seines Berufes und schildert ungewöhnliche Verbrechen unter ungewöhnlichen Umständen. In der vorliegenden Leseprobe geht der Strafverteidiger auf den Fall von Friedhelm Fähner ein, der nach jahrelanger Demütigung durch seine Frau Ingrid Selbstjustiz übt und diese mit einer Axt erschlägt und zerstückelt.

Hierbei bedient sich von Schirach einer einfach und leicht verständlichen Sprache um seine Fälle zu skizzieren. Die sehr kurzen Absätze erhöhen hierbei die Lesbarkeit seiner Geschichte und es kennzeichnet von Schirachs Stil, dass er gleich zum Kern seiner Geschichten kommt. Er schafft es in den zwölf kurzen Seiten die komplexen Hintergründe und den langwierigen psychologischen Terror der Ehe zwischen Friedhelm Fähner und Ingrid zu schildern, ohne dabei zu ausschweifend zu werden. Ich war von dem Fall wirklich gefesselt und der Strafverteidiger schaffte es hervorragend, dass ich atemlos der Tat seines Mandanten folgte - großartig!

Woltuend fiel mir außerdem auf,dass Ferdinand von Schirach seine Fälle sehr distanziert und objektiv schildert. Er geht hierbei sehr lakonisch vor und ergeht sich nicht in blutrünstigen Metzelei- und Schlachtorgienbeschreibungen. Ferdinand von Schirach hebt sich insofern von der medialen Berichterstattung ab, als dass er seinen Akzent mehr aúf die Hintergründe, die zu dem einem Verbrechen führen, als auf die Schilderung der Tat selbst legt. Der Anwalt zeigt so, dass die größten Verbrechen fernab von Fernsehen und Büchern ereignen und dass das Leben immernoch die spannendesten Geschichten schreibt. Insofern: Nichts ist härter als die Realität ....