Aus der Sicht eines Strafverteidigers

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Mir hat bereits die Leseprobe sehr gut gefallen, das Buch selbst hat meine Erwartungen absolut erfüllt. Besonders beeindruckend war die sachliche und absichtlich Distanz wahrende Sprache des Autors, die die Tragödie hinter den einzelnen Geschichten nur anreißt, aber zumindest in mir einen inneren Dialog ausgelöst hat: nach jeder Geschichte musste ich aufhören und mit mir selbst aushandeln, ob das Mitleid mit den Tätern gegenüber ihrer doch existierenden Tat gerechtfertigt ist. 

Gleich der erste Fall des alten Arztes, der von seiner Frau fast sein Leben lang getriezt wird und der letztlich zur Axt greift, zeigt schon das Problem: konnte der Mann die Tat wirklich nicht vermeiden, er hätte doch irgendwann gehen müssen, sein eigene Angst vor Auseinandersetzungen hat schließlich und endlich das Leben eines Menschen gekostet. Moralisch ist das nicht zu rechtfertigen.

Ähnlich liegt der Fall mit den Geschwistern, in welchem sie ihren Bruder tötet: beide haben vom Vater einen grö0eren Geldbetrag erhalten. Warum mussten sie damit auf großem Fuß leben und die Tragödie auslösen statt ein geregeltes Leben zu beginnen? Auch hier gibt es keine Rechtfertigung....

Von Schirach schildert die Fälle vielleicht auf diese Art, um eben den Leser zum Nachdenken anzuregen. Damit er hat sein Ziel  bei mir erreicht!