Die Alltäglichkeit im Verbrechen

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
mammutkeks Avatar

Von

 

Fast schon hymnisch bejubelt wurde dieser erste Band mit Geschichten aus dem eigenen Erfahrungsschatz des Anwalts und Strafverteidigers Ferdinand von Schirach. Klar strukturiert und ohne überflüssige Worte, so das Credo der Kritiker, kommen die "Verbrechen" daher. Und das stimmt auch, wenngleich mich die Geschichten nur wenig fesseln konnten.

Alltägliche Geschichten, mehr oder weniger brutal, mehr oder weniger aussichtslos, mehr oder weniger nachvollziehbar. Leider fehlt außer dem Wissen darum, dass es wahre Geschichten sein sollen, ein roter Faden. Und leider fehlt vor allem die Nachhaltigkeit. Kaum gelesen, hab ich die meisten Geschichten schon wieder vergessen. Und da lässt nicht "Herr Alzheimer grüßen", sondern dies liegt meines Erachtens an der Beliebigkeit, mit der die Schilderungen aufeinander folgen.

Mir fehlt auch die Empathie für die menschlichen Dramen, die sich in den "Verbrechen" auftun, für die einzelnen Personen, deren "seelische Abgründe", wie es der "BuchMarkt" formuliert, aufgezeigt werden.

Etwas mehr vom Autor hätte ich mir schon gewünscht - vielleicht ein Vor- oder Nachwort, eine Stellungnahme, die eben schon genannte Empathie. Die Auswahl allein, die hinter diesen Fällen steht, macht für mich noch kein Positionsbeziehen aus.

Insgesamt hätte ich mir viel mehr, viel Interessanteres und vor allem nachhaltiger Wirkendes vorgestellt.