Geschmäcker sind eben verschieden

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
minikerd Avatar

Von

Vorab möchte ich klarstellen: Das Verfassen dieser Rezension ist Teil eines Portfolios, welches wir im Deutschunterricht der Berufsschule bearbeitet haben.
Falls ich "Verbrechen" von selbst ausgesucht und angefangen zu lesen hätte, wäre es nach den ersten 2 Seiten in den Müll gewandert. Bereits auf Seite zwei der ersten von elf Kurzgeschichten wird dem Leser, ohne ersichtliche Relevanz für den Verlauf der Erzählung, das Gewicht der Oberweite der Antagonistin mitgeteilt. Dies ist leider nicht die einzige Geschichte, in der wir als Leser mit einer solchen Information in der Kategorie "sexistischer Müll" konfrontiert werden. Warum für den Autor derartige Beschreibungen der weiblichen Figuren von nennenswerter Wichtigkeit sind, erschließt sich mir nicht. Da das der Lektüre zugehörige Portfolio aber zu 50% bewertungsrelevant ist, musste ich also auch den Rest von von Schirachs literarischem Auswurf über mich ergehen lassen.
Ebenfalls negativ aufgefallen ist mir, dass weder im Vorwort noch in sonst einer Form erwähnt wird, dass es sich bei den Fällen um fiktive Erzählungen handelt, die aus einem Mischmasch von wahren Fällen und der Imagination des Autors entstanden sind.
Auch die vollkommen unnötig detaillierten Selbstbeweihräucherungen des, zum Schluss jeder Geschichte für ein (für den Angeklagten) happy-end sorgenden, aus der Ich-Perspektive erzählenden Anwalts und seinen moralisch Fragwürdigen “Lunch-Dates” mit Richtern etc. haben bei mir nur für Kopfschütteln gesorgt.
Um hier aber niemandem zu sehr die Lust auf die Lektüre zu verderben, möchte ich abschließend nur sagen: die fiktiven Erzählungen von von Schirach treffen nicht meinen persönlichen Geschmack, aber Jedem das Seine.