Verbrechen

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jule1 Avatar

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Ich war selten so zweigeteilt in der Meinung über ein Buch. Es hat mir schon sehr gut ,ja gefallen kann ich gar nicht sagen, eher es hat mich sehr beschäftigt. Und aus diesem Gefühl heraus muss ich sagen, dass ich es nicht bereue, es gelesen zu haben, es aber auch nicht guten Gewissens weiter verschenken könnte. Mir fällt auch niemand in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis ein, dem ich es empfehlen würde.

Ich lese gerne ab und zu Krimis, immer in dem Wissen, dass man den Täter erwischt.

Hier ist es anders und das finde ich gut. Bei manchen Geschichten habe ich gedacht, ich glaube, ich hätte es auch so gemacht. Oder hier wird der Falsche bestraft. Manchmal war ich erschüttert von all der Grausamkeit menschlichen Handelns und habe festgestellt, dass ich es so genau eigentlich gar nicht wissen will.

Und eines ist mir auch klar, ich bin sehr froh, dass ich nie die Idee hatte, Strafverteidiger zu werden. Aber ich finde es gut, dass Herr Schirach dieses Buch geschrieben hat, gerade hier passt dieser neutrale Schreibstil, nur so hat man eine Möglichkeit, diese Straftaten aufzunehmen und in sich selbst abzuarbeiten. Ansonsten könnte man in diesem Beruf nicht lange leben und psychisch überleben.

Herr Schirach weiß mit Sprache gekonnt umzugehen, dass ist auch ein Teil seines Berufslebens. Gleich zu Anfang in der ersten Geschichte wurde dies schon deutlich. Ein Täter, der von seiner Frau nur klein gemacht wird, so klein, dass er sie am Ende auch "klein macht".

Mich hat das Lesen stellenweise Kraft gekostet, dennoch bereue ich es nicht, das Buch gelesen zu haben, weil es für einigen Diskussionsstoff gesorgt hat.