Verbrechen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
anyways Avatar

Von

Herr von Schirach plaudert als Anwalt und Strafverteidiger aus dem Nähkästchen. Unterhaltsam erzählt er die interessantesten und skurillsten Geschichten aus seinem Alltag. Storys, die nachdenklich machen und lange in Erinnerung bleiben. Am bewegendsten war für mich die Geschichte des Äthiopiers. Ein Mann, nicht klug aber geschickt mit den Händen, den die Gesellschaft ausschloss. Er ist so verzweifelt und begeht, recht tollpatschig, einen Banküberfall mit einer Plastikpistole. Danach flieht er nach Addis Abeba, in der Hoffnung in Asien zu landen. Über einige Umwege gelangt er schließlich in ein Kaffeedorf und wird von der dortigen Gemeinschaft aufgenommen. Die Akzeptanz, Aufmerksamkeit, Toleranz und Liebe die er dort erfährt sind so neu und einmalig, das er sich revanchiert und einen Teil seiner Dankbarkeit ausdrückt, indem er den Kaffeeanbau, Transport und Verkauf revolutioniert. Dank seines handwerklichen Könnens kommen die Einwohner des Dorfes zu einem bescheidenen Reichtum. Aber selbst in dieses kleine Kaffeedorf reicht der Arm der deutschen Justiz…

An dieser Geschichte zeigt sich sehr deutlich wie eingeschränkt wir sind in unserem Streben nach Macht, Intelligenz und Schönheit, dass wir alle die „anders“ sind verachten und ihnen kaum Chancen einräumen mit und nicht am Rande der Gesellschaft zu leben.

Die zweite Story die mich ebenfalls sehr nachdenklich stimmte war „Liebe“. Hier zeigt sich, das die anwaltliche Schweigepflicht auch sehr viele Nachteile in sich birgt.

 

Fazit: Ein sehr gelungenes Buch von einem begnadeten Erzähler. Kurz und knackig vermittelt Schirach seine Geschichten und würzt sie mit etwas Zynismus. Sie sind absolut lesens- und empfehlenswert.