Verbrechen - Ein Strafverteidiger berichtet

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anonymous Avatar

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Ehrlich gesagt, konnte ich mir, als ich den Klappentext gelesen habe, nicht so richtig vorstellen, wie der Autor das spannend verpacken will, ich habe angenommen, dass es sich hierbei um eine trockene und langweilige "Berichterstattung" handelt und ich wurde eines besseren belehrt.

Dieses Buch zeigt, dass, wie es so schön heißt, das Leben wirklich die besten Geschichten hervorbringt. Ich habe das Buch so gut wie in einem Rutsch durchgelesen. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich Krimikurzgeschichten gelesen.

Der Autor versucht, so objektiv wie möglich die einzelnen Geschichten zu schildern, was ihm bei der ein oder anderen emotionalen Geschichte natürlich nicht immer gelingt. Manche Fälle sind so skurril, als hätte ein Drehbuchautor zur Feder gegriffen und oftmals musste ich mir wirklich ins Gedächtnis rufen- hey, das sind alles wahre bzw. echte Fälle. Und das kuriose ist, man hat für den ein oder anderen Täter Verständnis oder Mitgefühl. Es zeigt sich, dass nicht jedes Verbrechen gleich anzusehen ist, nicht schwarz oder weiß, manche haben ein äußerst menschliches Motiv. Sie regen zum Nachdenken an, teilweise habe ich mich gefragt, wie hätte ich in der Situation reagiert? Einige Geschichten zeigen aber auch, wie schnell Wahnsinn oder Verrücktheit um sich greift und einen Menschen in die Verzweiflung stürzen kann.

Sehr interessant fand ich auch die (kurzen) Einblicke in den Alltag der Justiz, d. h. der Anwälte oder Richter und wie manche Urteile zu stande kommen, aber auch wie schwierig es manchmal sein kann,  zu einem Urteil zu kommen. Wo fängt Strafe an, was soll sie bewirken, was beinhalten? Das ist dem Autoren ebenfalls sehr gut gelungen. 

Mit seiner pointierten Erzählweise hat uns Herr Schirach jedenfalls einen interessanten Einblick in seinen vielseitigen Berufsalltag gegeben.