Der seufzende Tote

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r.e.r. Avatar

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Eine Nacht in der die Stadt den Atem anzuhalten scheint. Schwül und heiß liegt der Sommer über München und auch über dem gediegenen Vorort Unterhaching. Ricarda Nowottny rückt die Träger ihres Spagettitops zurecht und wirft dabei einen prüfenden Blick auf ihre Brüste. Selbst in ihrem, von einem Bocksbeutel leicht vernebelten Zustand, findet sie diese gerade richtig. Harald, ihr Mann, der Angeber und Blender muss sich eben eine jüngere mit den richtigen Brüsten suchen. Ein Schuss reißt die angetrunkene Frau aus ihren Gedanken. "Es war doch ein Schuss gewesen und der Junge war nicht wieder herausgekommen?"

Mika, bildhübsche Abiturientin, ist in dieser Nacht mit Lukas bei einer Party an der Isar. Vom Regen überrascht flüchten Sie unter die Reichenbachbrücke und spazieren, nach Ende des Regens, dem Morgen entgegen. Die erste S-Bahn bringt Mika sicher wieder nach Hause, in die Traumvilla ihrer Eltern in Unterhaching. Mika, die ihre Schönheit wie einen nicht verdienten Richterspruch betrachtet, grübelt über den Tod ihrer Freundin Isabell nach. Seit fünf Monaten ist sie tot. Ein Mädchen, deren strahlend hellblaue Augen nicht den Makel ihrer Fettleibigkeit ausgleichen konnten. Deren Witz und Humor Mika fehlen. Beim Prüfen ihrer SMS Nachrichten stellt Mika erleichtert fest, dass Daniel sich nicht gemeldet hat. Er scheint begriffen zu haben, dass es vorbei ist.

Eine Feststellung, die für Daniel im wahrsten Sinne des Wortes zutrifft. Er ist der Junge, den Ricarda, nicht wieder herauskommen sah. Aber was wollte der Junge Mann mitten in der Nacht in Unterhaching in der dunklen, ungesicherten Baustelle?

"Verflucht seist du" präsentiert von Beginn an, eine Fülle interessanter Figuren und eine Menge ungeklärte Fragen, deren Beantwortung man mit Spannung entgegenfiebert. Dazu kommt der persönliche Hintergrund des Ermittlungsteams um Kommissar Dünforth. Dieser hat zu Beginn des Romans endlich die leidige Frage des Zusammenziehens mit seiner ehemaligen Kollegin Gina geklärt. Gina hat die direkt an seine grenzende Wohnung gemietet und just am Tage des Mordes werden die Wände durchbrochen um beide Wohnungen und so auch beider Leben zu verbinden. Sehr schöne Symbolik.

Diese Variante bringt auch Veränderungen für die Ermittlermannschaft. Für die sympathische Gina ist die "strukturierte, zuverlässige und abweisende" Kirsten ins Team gekommen, mit der weder Dünforth noch dessen Assistent Alois klar kommen. Ärger vorprogrammiert.

Alles in allem ein sehr gelungener Einstieg in einen, zwar nicht ganz zur Jahreszeit passenden aber, ungemein fesselnden Plot.