Hannah Richter in der Kosmetikbranche

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Nun schon zum dritten Mal trifft der Leser auf die Kölner Kommissarin Hannah Richter, die es immer wieder einmal in die Provence verschlägt. Diesmal im Auftrag ihres Vorgesetzten, da ein Franzose in Köln aus nächster Nähe erschossen worden ist. Hannah soll sich an seinem Arbeitsplatz, einer renommierten Naturkosmetikfirma im Familienbesitz, näher umhören. Eine neue Produktlinie wird demnächst bei den Filmfestspielen in Cannes groß herausgebracht. Ob der Mord an Yannick Ramon irgendwie damit zusammenhängen kann?

Wie auch die beiden anderen Bände rund um Hannah Richter – Mord in der Provence, Tödliche Provence – kann dieser Teil ohne Vorkenntnisse gelesen werden, da die Handlung jeweils in sich abgeschlossen ist und alle Figuren ausführlich beschrieben werden. Allerdings finde ich es sehr schön, die Entwicklung der einzelnen Personen mit zu verfolgen und auch wenn viele Erklärungen einfließen, so kann man frühere Ereignisse doch noch ein wenig besser einordnen, wenn man alles chronologisch liest. Ebenso fällt es so dem Leser wahrscheinlich leichter, Überlegungen und Gedanken von Hannah und ihren Freunden nachzuvollziehen.

In gewohnter Weise drängt sich der Kriminalfall nicht ständig in den Vordergrund, viel französisches Flair und Details aus dem Privatleben der Ermittler finden Platz in diesem Buch. Die häufigen Szenenwechsel innerhalb der Provence und zwischendurch nach Köln sind interessant und lassen unterschiedliche Blickwinkel der Kriminalkommissare und Gendarmen zu, vor allem, nachdem auch in Frankreich eine Leiche auftaucht.

Das Thema Naturkosmetik ist Sandra Aslund ein wichtiges Anliegen und hat auch bisher immer wieder Erwähnung gefunden. Dass nun ein ganzer Krimi rund um Macht und Geld in der Kosmetikbranche spielt, ist nicht weiter verwunderlich. Nicht mehr so „oberlehrerhaft“ wie im ersten Teil fließen gut recherchierte Informationen über Inhaltsstoffe und deren Wert in die Handlung ein, auch „bio“ und Nachhaltigkeit werden diskutiert.

In flüssigem Schreibstil mit vielen französischen Einsprengseln (Glossar am Ende) wird die provenzalische Landschaft geschildert und weckt sofort eine Menge an Bildern vor dem geistigen Auge des Lesers, die Atmosphäre, das besondere Licht nehmen immer wieder Raum ein und werden umrahmt von gutem Wein und feinem Essen. Durch detailgetreue Schilderungen kennt man sich schnell bestens aus und wird entführt in enge Gässchen in Vaison-la-Romaine, Grasse und Cannes, sowie in einige Viertel Kölns.

Das offene Ende lässt Vermutungen zu, dass Hannah Richter nicht zum letzten Mal ermittelt hat. Stoff im Privatleben von Hannah und ihren Freundinnen gibt es genug, muss nur noch ein Verbrechen für den Hintergrund gefunden werden.

Wer einen knallharten Krimi mit stetiger Spannung sucht, wird von diesem Buch vermutlich enttäuscht sein. All jene jedoch, die auch die Persönlichkeiten hinter den Ermittlern näher kennen lernen möchten und eintauchen wollen in längere Beschreibungen von privaten Freundschaften, Landschaft und Kosmetikherstellung, sind gut aufgehoben bei Sandra Aslund.