Eine poetische Selbsterkundung

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mike nelson Avatar

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Die niederländische Autorin Bregje Hofstede lässt ihre Leserschaft an einer / ihrer poetischen Selbsterkundung einer Trennung teilhaben. Dabei spannt sie den Bogen mosaikartig über ihre Kindheit, ihre Jugend und Adoleszenz bis hinein in die Geschichte ihrer Beziehung mit Luc. Eingestreute Tagebucheinträge zeigen das Innenleben der Ich-Erzählerin - eine Seite ihrer Selbst, die sie in ihrer Beziehung nur begrenzt offenbart; schonungslos mit sich selbst kann sie sich selbst nicht genügen und auch Luc hat beständig das Gefühl, ihr nicht genügen zu können: "... worauf es ankommt, ist, dass es immer einen Teil von mir gab, der nicht in Wir-Form gegossen werden konnte. Ja, vielleicht nicht einmal in Ich-Form." 'Verlangen' erstreckt sich über 40 Tage, in denen die Protagonistin über sich selbst und ihre Beziehung reflektiert, beginnend mit dem Tag des Verlassens der gemeinsamen Wohnung bis hin zu dem Tag, an dem Sie tatsächlich ihre Koffer packt. Als männlicher Leser hatte ich das Gefühl, ein Zuschauer intimster Seelenzustände sein zu dürfen; mir aber gleichzeitig bei der Eroberung der wohlformulierten Zeilen die Einfachheit des Lebens und der Liebe herbeigewünscht. Fröhliche Geschichten gehen anders...