Zwiegespalten

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Das Buch handelt von einer Frau, die ihre Jugendliebe einige Jahre nach der Hochzeit nach einem schlimmen Streit verlässt, um sich über die Zukunft der Beziehung klarzuwerden. Im Gepäck hat sie hauptsächlich einen großen Teil ihrer Tagebücher, die sie seit früher Jugend führt. Wir begleiten sie 40 Tage durch ihren Alltag, in dem es durch Auszüge aus den Tagebüchern und ihren Erinnerungen immer wieder Rückblenden gibt, die den Verlauf der Beziehung zeigen. Am Ende trifft sie eine Entscheidung.
Ich finde es schwer, das Buch zu beurteilen. Bücher, die mich einfangen, lese ich normalerweise innerhalb weniger Stunden aus. Für dieses Buch habe ich eine Woche gebraucht und musste mich teilweise dazu überwinden es weiterzulesen. Vor allem lag das an der für mich unsympathischen Hauptfigur. Ich bin mit ihr nicht warm geworden und fand sie in erster Linie anstrengend. Sie urteilt über alles und jeden, ist teilweise arrogant und oft sarkastisch. Ironisch wird das in den Situationen, in denen sie genau diese Charaktereigenschaften bei anderen moniert.
Toll ist der Umgang mit Sprache und die extrem präzise Beobachtungsgabe der Protagonistin. Teilweise war mir die genaue Beschreibung von Alltagssituationen allerdings zu viel und zu explizit. Ein Satz, den ich geliebt habe und der auch gut ihr Dilemma wiedergibt: „Ich muss meine Träume ständig runter schlucken, mir ist schon ganz schlecht davon.“. Aus meiner Sicht ist das eins der Hautprobleme. Die Protagonistin unterwirft sich fast vollständig der Beziehung und ist nur in ihren Tagebüchern mehr oder weniger ehrlich. Das kann natürlich nicht gut gehen und tut es auch nicht, was zum Startpunkt des Buches führt.
Dieses Buch ist kein Mainstream. Ich würde es jedem empfehlen, der Freude an einem tollen, präzisen und teils verspielten Umgang mit Sprache hat. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es ist aber meiner Meinung nach definitiv kein Buch zum Abschalten zwischendurch.