Geschlossene Gesellschaft

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owenmeany Avatar

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Für mich ist der bemerkenswerteste Aspekt dieses Krimis der formale Aufbau: ganz spät erst erfährt man, wer überhaupt das Opfer ist, das schon gleich anfangs ums Leben kommt. In Frage kommen einige, denn gelegentlich vermisst man Teilnehmer dieses chaotischen Familientreffens. Kommissare treten auch frühzeitig auf, aber kaum in Erscheinung. Die Autorin hat also ein neckisches Spielchen eingefädelt für ihre Leser.

Sympathisch ist mir keiner der Akteure, bis auf die Kinder und Jugendlichen, die ja nichts können für dieses begüterte, aber emotional zurückgebliebene Umfeld. Aus deren wechselnden Perspektiven schaut man auf das Geschehen, die blinden Flecken überlappen sich. Alle Verwandten haben Leichen im Keller, und ein aufdringliches Zimmermädchen bringt auch kein Licht ins Dunkel.

Im Vordergrund steht ohnehin das Psychogramm und die Gruppendynamik, aber eine ebenso wichtige Rolle spielt die Dramaturgie, die allerdings das Werkzeug des Cliffhangers etwas überstrapaziert. Zum Schluss hin schlägt der Handlungsverlauf mehr und mehr haarsträubende Kapriolen, bei denen die Logik und psychologische Schlüssigkeit manchmal arg an den Haaren herbeigezogen wird.

Aber wie auch immer: ein Bestseller ist bereits daraus geworden.