Intensives Familiendrama in düsterer Kulisse

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bookwood Avatar

Von

Für mich ist Eva Björg Aegisdottir eine der besten Autorinnen der isländischen Krimiszene. Das beweist sie nicht zuletzt wieder durch ihren neuesten Band ihrer im isländischen Akranes spielenden Krimiserie.
Dieser Band ist etwas anders als die Vorgängerbände. So fehlt hier völlig die sonst mitermittelnde Polizistin Elma, die erst auf der letzten Seite des Buches als zukünftige Kollegin erwähnt wird. Warum dieser Teil der Serie plötzlich als „Prequel“ daherkommt erschließt sich mir nicht wirklich. Es hat abervmeiner Lesefreude in keinster Weise geschadet und wer weiß, vielleicht hat diese Konstruktion ja noch einen tieferen Sinn bei den Folgebänden der Reihe.
Inhaltlich beschäftigt sich das Werk mit einem Familientreffen der schwerreichen Unternehmerfamilie Snaeberg. Dieses findet in einem einsam gelegenen Hotel statt und schnell wird klar, dass es jede Menge Spannungen unter den Anwesenden gibt. Besonders Petra Snaeberg scheint sehr unter einem traumatischen Ereignis aus der Vergangenheit zu leiden, das sie nicht verarbeiten kann. Auch ihre Tochter Lea hat große Probleme und kapselt sich immer mehr von ihrer Familie ab. Sie sucht Trost im Chat mit einem Jungen, doch gibt es ihn wirklich oder verbirgt sich jemand anders hinter einem Fake-Profil?
Das Familientreffen wird in Rückblenden aus der Sicht verschiedener Familienmitglieder erzählt. Parallel dazu beginnt ein Team der Kriminalpolizei Akranes in einem Mordfall zu ermitteln, der sich im Laufe der Geschichte im Rahmen des Familientreffens ereignen wird. Was mir besonders gut gefallen hat ist die Tatsache, dass man beim Lesen bis zum Schluss des Buches nicht nur rätseln muss, wer der Mörder ist, sondern dass man auch nicht weiß wer das Mordopfer war. Das ist wirklich gut gemacht und auch einmal eine ungewöhnliche Vorgehensweise in einem Krimi.
Toll fand ich aber auch wieder die gruselige Atmosphäre, die von der Autorin heraufbeschworen wird. Da stimmt wirklich alles vom Sturm bis zur apokalyptischen Lavalandschaft. Für mich war „ Verlassen“ wieder ganz hervorragende Krimiunterhaltung, genauso wie ich sie mag. Bitte noch mehr davon!