Zwei Tage im November, die gar mörderisch enden

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Die schwerreiche Familie Snæberg, die sich anlässlich des hundertsten Geburtstages des Großvaters, den allerdings schon vor Jahren das Zeitliche gesegnet hat, in einem abgelegenen Hotel trifft, benimmt sich eher daneben.

Im Wechsel lese ich davon, was am 3. November 2017 geschehen ist und dann zwei Tage danach, am 5. November. Dem Tag, als die Leiche gefunden wird. Dazwischen erfahre ich von der Arbeit der zuständigen Kriminalpolizei in Akranes. Die Kapitel sind mit Datum und dem Namen derjenigen Person überschrieben, die gerade im Vordergrund steht. Wobei Petra, ihre Tochter Lea und auch Viktor und seine derzeitige Freundin Maja sowie Trygvi, der Außenseiter der Familie nebst der Hotelangestellten Irma viel Raum einnehmen. Natürlich spielen noch andere Familienmitglieder eine Rolle, der Stammbaum der Familie Snæberg benennt sie alle. Er ist der Story vorangestellt, was gerade anfangs sehr hilfreich ist.

Mein erster und mein bleibender Eindruck - allesamt sind sie Alkoholiker. Dazu so mancher drogen- und tablettensüchtig. Und nicht nur das, auch hat keiner der Figuren Kontur, sie bleiben blass, eher unscheinbar und unsympathisch. Wobei ich nicht jeden Buchcharakter mögen muss, denn oftmals sind es die Fiesen, die Ungeliebten, die eine Story beleben, sie interessant machen, was jedoch auf keinen der hier Agierenden zutrifft.

Wir wissen, dass jemand verschwindet und dass jemand ums Leben kommt. Jedoch bleibt bis zum Schluss unklar, wer denn hier gemeint sein könnte, denn es hat den Anschein, als ob immer mal wieder einer abgängig ist und noch dazu ist so manche Szene mit sehr vielen Fragezeichen behaftet. Auch gibt die Polizeiarbeit nichts preis - weder, was genau geschehen noch, wer das Opfer ist. Das sollte es auch gar nicht, denn es sollte vorab nichts bekannt sein. Trotzdem bleibt das Buch farblos, die Erzählweise ist eher nüchtern, die Ereignisse muten wie aneinandergereiht an. Und die Polizisten sind eher Statisten, die schnell abgehandelt werden - von Hörður und Sævar ist nicht viel zu spüren und von Elma schon gar nicht, die ich in den Vorgängerbänden als Team sehr geschätzt habe.

Nun, hier handelt es sich um ein Prequel, dessen Handlung nicht nach sondern vor den bekannten Ereignissen liegt. „Verschwiegen“, „Verlogen“ und „Verborgen“ habe ich sozusagen am Stück verschlungen, diesen Band jedoch musste ich immer wieder weglegen, die Story hat mich so gar nicht ins Buch gezogen. Und doch wollte ich wissen, wer denn nun das Opfer ist und genau dies hat mich dann einigermaßen mit diesem vierten Band der „Mörderischen Island-Reihe“ versöhnt, denn das unvorhersehbare Ende hat so einiges wettgemacht.