Ungewöhnlich brutal

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
drums030 Avatar

Von

Das Cover macht sofort klar: Hier ist der neue "Remy Eyssen". Ich mag die Reihe seit dem ersten Band, deshalb stand außer Frage, dass ich den aktuellen Band sofort lesen muss.

Eigentlich fühlt man sich sofort wieder "heimisch" zwischen den Protagonisten, ich mag es, den lieb gewonnene Charakteren wiederzubegegnen und ihre Entwicklung über die Jahre mitzuerleben. Der Schreibstil von Remy Eyssen ist wie gewohnt flüssig und man liest das Buch unheimlich schnell weg. Ich mag auch die kurz gehaltenen Kapitel.

Der Autor hat außerdem das Talent, dass man sich nie - wie in anderen Krimis durchaus üblich - mit den verschiedenen Personennamen verheddert und gar nicht mehr so recht zuordnen kann, wer nun eigentlich wer war, es bleibt alles übersichtlich aber eben auch nicht langweilig.

Mir sind in diesem Band allerdings zwei Dinge negativ aufgefallen:

1. Er ist ungewöhnlich brutal. Für meinen Geschmack viel zu brutal. Das ist man - bis auf einen anderen Band aus der Reihe, bei dem ich das auch schon moniert hatte - eigentlich aus der Eyssen-Reihe nicht gewöhnt. Umso mehr stört es mich, denn als Liebhaber der Reihe greift man - so denke ich - ja unter anderem eben genau deshalb zu den Büchern, weil sie sich eben nicht durch Brutalität auszeichnen. Ich habe die Kapitel, in denen die Folter der Opfer beschrieben wurde, schnell nicht mehr gelesen sondern komplett übersprungen.

2. Der Protagonist wird - zumindest mir - von Band zu Band zunehmend unsympathischer, weil er oft oberlehrerhaft, belehrend und besserwisserisch wirkt und beschrieben wird. Vielleicht ist das ja als Charakterisierung so gewollt, ich glaube es aber eigentlich nicht.

Außerdem - wenngleich das vielleicht auch eine Nebensächlichkeit ist, sind einige medizinische Dinge schlecht recherchiert: Wenn man umknickt, birgt das nicht die Gefahr einer Achillessehnenruptur und mit dem Mittelfußknochen hat das auch nichts zu tun..

Alles in allem muss ich also sagen, dass ich zwar sicherlich den nächsten Band auch wieder lesen, mir aber wünschen werde, dass er weniger brutal und der Rechtsmediziner wieder etwas sympathischer wird..