Nervenaufreibend!

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westeraccum Avatar

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Marshall McEwan, der Ich-Erzähler, kehrt nach vielen Jahren in seine kleine Heimatstadt Bienville in Mississippi zurück, um die Mutter bei der Pflege des kranken Vaters zu unterstützen. In Washington war er ein erfolgreicher Journalist und hat sogar den Pulitzer-Preis gewonnen. Nun kümmert er sich um die örtliche Zeitung, die seit Generationen im Besitz seiner Familie ist.
Alles ändert sich, als Marshalls Freund und Ziehvater Buck Ferris tot aus dem Fluss gezogen wird und alles darauf hinweist, dass er ermordet wurde, weil er sich der geplanten Papierfabrik entgegenstellte. Diese wird von den Beherrschern der Stadt, dem Bienville Pokerclub, forciert, denn diese reichen und einflussreichen Männer sehen gute Verdienstmöglichkeiten. Marshall legt sich mit ihnen an und bekommt schnell die Folgen zu spüren, denn sie "halten das Land der Freiheit für ihren von Gott gegebenen Country Club und glauben, die Caddys wüssten nicht mehr, was sie für sich ziemt" (S. 696). Alte Geschichten werden aufgerührt und die Erinnerungen sind vielfach schmerzlich. Alte Freundschaften leben auf und einige zerbrechen.
Das Buch ist mit weit über 800 Seiten kein Leichtgewicht und doch lässt es den Leser über die ganze Länge nicht los. Greg Iles schreibt locker und gut lesbar, geht manchmal bis an die Grenzen des Erträglichen.
Das Buch ist weniger ein Krimi als eine Lebensbeichte, die aber ungeheuer spannend ist. Die Geschichte des Landes, die Kriege in Afghanistan und im Irak, die Macht der reichen Elite, die skrupellos alles und jeden ausbeutet, Korruption, Erpressung, der Einfluss der Medien, das alles ergibt eine ganz faszinierende Mischung, die über die 800 Seiten gut trägt und keinen Moment langweilig ist.
Man kann das Buch auch als Analogie auf Trumps Amerika lesen: Reiche weiße Männer bestimmen die Agenda und richten alles nach dem Nutzen für sie selbst aus, ohne Rücksicht auf Menschen und Natur. Allein der kommerzielle Nutzen für das eigene Bankkonto sind wichtig. Leider ist kein Marshall McEwan in Sicht, der diesem Tun Einhalt gebietet.
Ein ganz hervorragendes Buch!