Gemächlicher, aber dennoch atmosphärisch-spannender Island-Krimi

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antjemue Avatar

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Elma ist in der isländischen Kleinstadt Akranes aufgewachsen, lebte jedoch viele Jahre in der Hauptstadt Reykjavik und arbeitete dort bei der Kriminalpolizei. Das schmerzhafte Ende ihrer Beziehung veranlasst sie, nach Akranes zurückzukehren und bei der dortigen Kriminalpolizei eine Stelle anzunehmen. Kurze Zeit nach ihrem Dienstantritt wird in der Nähe des Leuchtturms eine tote Frau gefunden, die, wie wenig später feststeht, einem Verbrechen zum Opfer fiel.

Nachdem das Opfer als Ehefrau und Mutter von zwei Kindern identifiziert wurde, ergeben die ersten Ermittlungen, dass sie zwar als Kind in Akranes lebte, als Erwachsene jedoch einen großen Bogen um die Stadt machte. Alle weiteren Spuren verlaufen lange im Sande. Erst nach und nach gelingt es den Ermittlern, die Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und mit den Geschehnissen der Gegenwart in Einklang zu bringen…

„Verschwiegen“ ist der erste Teil einer isländischen Krimi-Reihe, die dort wohl zum Bestseller wurde. Ich selbst wurde auf die Reihe erst kürzlich aufmerksam, weil bei NetGalley Rezensionsexemplare zum ebenfalls bereits erschienenen zweiten Teil „Verlogen“ angeboten wurden. Da mich der dort veröffentlichte Klappentext und das Cover ansprachen, suchte ich bei Amazon nach der Reihe, entdeckte zu meiner Freude, dass der erste Teil im Kindle Unlimited Abo inkludiert war und begann zu lesen.

Den Schreibstil empfand ich zwar als sehr bildhaft, aber nicht wirklich temporeich, sondern eher gemächlich. Der Spannungsbogen wurde vor allem durch die düster interessante Atmosphäre erzeugt und letztendlich auch gehalten. Es gibt einen Handlungsstrang in der Vergangenheit, der aus der Perspektive des späteren Mordopfers erzählt wird und einen in der Gegenwart für alles Andere, mit diversen Perspektivwechseln. Während ich der düster geheimnisvollen und oft auch traurigen Geschichte in der Vergangenheit von Anfang an gut folgen konnte, brauchte ich zu Beginn in der Gegenwart ein bisschen, um mich einzulesen und den Überblick zu behalten.

Das lag zum einen daran, dass, bevor etwas sehr Einschneidendes passierte, erst einmal relativ viele Charaktere eingeführt wurden. Zum anderen ähnelten sich anfangs für mich auch einige der im Original belassenen Namen, so, dass ich manchmal kurzzeitig das Gefühl hatte, die Übersicht zu verlieren. Erst ungefähr ab dem Zeitpunkt, zu dem die Tote gefunden wurde, hatte ich keinerlei Zuordnungsprobleme mehr, wurde komplett in den Bann der düster-atmosphärischen Grundspannung gezogen und unterbrach das Lesen nur noch ungern. Durch gekonnt ausgelegte falsche Fährten, wandelte ich beim Mordfall, genau wie die Ermittler, immer wieder auf Irrwegen und wurde dann von neuen Entwicklungen überrascht. Den Mörder hatte ich tatsächlich bis kurz vor der Auflösung überhaupt nicht auf dem Schirm.

Fast mehr als der Mord selbst, berührten mich jedoch die nebenbei mit aufgedeckten Geheimnisse aus der Vergangenheit. Hier störte mich am Schluss des Buches, dass es da, für ein für mich besonders abscheuliches Verbrechen, keinen Abschluss mit ernsthaften Konsequenzen gab. Dem Privatleben der Ermittler wurde auch relativ viel Handlung mit eingeräumt. Dadurch lernte ich vor allem Elma, aber auch Sævar, besser kennen. Bei Elma nervte mich da jedoch mit der Zeit, dass das Ende ihrer ehemaligen Beziehung zwar immer wieder thematisiert, aber nicht ausgesprochen wurde, was da tatsächlich passiert ist. Am Schluss des Buches erfuhr ich das zwar noch und es berührte mich auch tief. Trotzdem bin ich der Meinung, dass eine frühere Aufklärung darüber oder ein weniger häufiges Erwähnen, der Geschichte nicht geschadet hätten.

Insgesamt hat mir dieser Auftakt dennoch sehr gut gefallen. Inzwischen habe ich auch schon den zweiten Teil der Reihe – „Verlogen“ – zur Hälfte gelesen, fühle mich bislang erneut sehr unterhalten und bin mir jetzt bereits sicher, dass ich diese Reihe auch danach noch weiterverfolgen möchte. Teil 3 – „Verborgen“ – erscheint im Februar 2024.