Islandkrimi mit Stärken und Schwächen

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Was den Inhalt angeht, so verweise ich auf den Klappentext bzw. die Inhaltsbeschreibungen der jeweiligen Online-Buchshops.

Ich bin sowohl begeisterte Krimi-Leserin als auch Skandinavien-Fan. Aus diesem Grund interessierte mich der Debütroman der Isländerin Eva Björg Aegisdóttir.

Das Buch hatte seine Stärken und Schwächen:

Der Roman führt anfangs sehr viele Figuren und Perspektiven ein inkl. Rückblenden ins Jahr 1989, ohne dass ich als Leserin einschätzen konnte, wer wichtig werden wird und warum (Ausnahme: die Kommissarin, bei der war es natürlich klar). Man muss also bei diesem Roman die Lust und Liebe zu kleinen Details und einer gemächlichen Handlungsentwicklung mitbringen und „Bock“ darauf haben, zunächst mehrere Fäden in Händen zu halten, bei denen man nicht weiß, wohin sie führen und ob überhaupt.

Es lohnt sich aber, bis Seite 60 durchzuhalten. Dann beginnt der eigentliche Kriminalfall und es wird spannender, weil sich die klassischen Fragen nach dem Wer? und Warum? stellen.

Ich empfand die Geschichte ab diesem Zeitpunkt als durchaus unterhaltsam. Mitunter schienen mir die Ermittlungsschritte zwar etwas künstlich in die Länge gezogen und am Ende blieben leider einige Fragen offen (für die Ermittler wie für die Leser).

Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Kleinstadt-Atmosphäre, wo jeder jeden kennt, was nicht immer von Vorteil ist, wie sich herausstellt. Von einem speziellen „Islandflair“ bekommt man dagegen nicht allzu viel mit, wenn man von den ungewohnten Namen absieht. Die Autorin verzichtet auf Klischees über feuerspeiende Vulkane, Allrad-Jeeps auf Schotterpisten oder Islandpferde. Es gibt nur Andeutungen über die Dunkelheit oder einen speziellen Kuchen, den die Leute essen. Alles so nebenbei erwähnt, dass der Roman genauso gut woanders spielen könnte. Mich hat das nicht gestört, denn ein Krimi ist ja kein Reiseführer. Aber es mag sein, dass der Hinweis auf einen Island-Krimi bei der einen oder dem anderen Erwartungen weckt, die nicht erfüllt werden.

Fazit: im Großen und Ganzen ein solider Krimi, jedoch ohne das gewisse Etwas, das mich in Begeisterung versetzt hätte. Daher vier Sterne.