Nordic Noir - beklemmend und düster

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Elma ist in Akranes aufgewachsen, einer kleinen Stadt in Island. Wie so viele Jugendliche zog sie dann aber in die Hauptstadt, um dem eintönigen Kleinstadtleben zu entkommen. Sie arbeitete als Polizistin in Reykjavik, bis ihre Beziehung zerbrach und sie wieder in ihre Heimatstadt zurück katapultierte.
Normalerweise hat die Polizei in Akranes keine spektakulären Fälle zu bearbeiten, aber kaum hat Elma ihren Dienst begonnen, wird im Meer am alten Leuchtturm eine Frauenleiche entdeckt, deren Tod viele Rätsel aufgibt. Sie hat in Akranes eine traumatische Kindheit erlebt und war lange nicht mehr dort, weil sie den Ort verabscheute. Es stellt sich den Ermittlern die Frage, warum sie zurückgekommen ist und wer ihren Tod zu verantworten hat.
Es ist ein ständiger Perspektivenwechsel, der uns immer mehr Details zum Fall eröffnet. Man lernt ganz langsam immer mehr Leute kennen, die überwiegend in Akranes leben und die ein Bild abgeben, wie es in einer Kleinstadtgemeinde zugeht, wie viele Intrigen geschmiedet werden, wie eine gewisse Hackordnung entsteht und wie manche aus der Gemeinschaft verbannt werden. Hochangesehene Bewohner haben abgrundtiefe Geheimnisse, und irgendwie hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass viele Bescheid wissen wissen, aber lieber schweigen. Das erzeugt eine bedrückende und düstere Atmosphäre, denn keiner scheint an der Aufklärung des Falles interessiert. Für mich ist dieses Gesellschaftsbild hochinteressant und realistisch.
Außer dem Perspektivwechsel gibt es auch zeitliche Rückblicke in die Kindheitsjahre der Toten. Diese sind besonders düster, denn man ahnt, welche Qualen das Mädchen durchlitten hat.
Durch die ständige Erweiterung der Informationen beginnt man irgendwann mitzurätseln, was passiert sein könnte, und die Spannung, die anfangs sehr lau ist, steigt spürbar. Zu Beginn waren für mich auch die vielen verwirrenden Namen ein Hindernis, ins Geschehen hineinzukommen. Mit der Zeit ging es besser.
Gut gefallen haben mir auch die geographischen Karten in den Umschlagseiten und die eingewebten Hintergrundinformationen über Island.
Alles in allem hat mich das Buch nach Anfangsschwierigkeiten gut unterhalten, und ich freue mich auf den nächsten Fall für Elma und ihre Kollegen, der in der zweiten Jahreshälfte erscheinen soll.