Nordic Noir vom Feinsten

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brigitta Avatar

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Inhalt:
Elma zog vor Jahren nach Reykjavík um der Enge ihres Heimatortes Akranes zu entgehen, nachdem aber ihre Beziehung scheiterte wagt sie einen Neuanfang in Akranes.
Sie lässt sich in die örtliche Polizeistation versetzen und versucht ihr Leben neu zu ordnen.
Doch viel Zeit für einen gemächlichen Einstieg bleibt ihr nicht, denn nicht lange nach ihrer Ankunft wird eine weibliche Leiche am Leuchtturm gefunden.
Die Tote hat keine Papiere bei sich und am Tatort sind keine Spuren zu finden, die auf die Identität der Frau oder des Mörders hindeuten. Erst als Eirikur seine Frau Elisabet als vermisst meldet, wird klar, dass die Tote in Akranes keine Unbekannte ist, als Kind lebte sie einige Jahre in dem Ort.
Elisabet kehrte Akranes den Rücken und wollte niemals mehr wieder in diese Stadt kommen.
Aber nun kam sie doch zurück und jemand verhinderte, dass sie Akranes noch einmal verließ.
Elma und ihre Kollegen setzen alles daran das Geheimnis um Elisabet und ihren Tod zu lüften, und die Menschen, die Elisabet gegenüber schuldig sind, wollen ihre alten Geheimnisse verborgen halten.
So kommt Elmar nur schleppend voran, doch jede neue Information die zu Tage tritt ist entsetzlicher als die Vorherige ... .

Fazit:
Nordic Noir vom Feinsten!
Eva Björg Ægisdóttir hat mit "Verschwiegen" einen atmosphärisch dichten und fesselnden Krimi geliefert, der mir richtig guten "Thrill" bot, mich aber auch sehr berührte.
Elisabet, das Opfer, ist nicht nur ein Mordopfer, sondern musste als Kind schon sämtliche Schrecken erleiden, die man sich nur vorstellen kann.
Elisabet behielt dadurch tiefe Narben zurück, körperlich und in ihrer Persönlichkeit.
Elisabets Schicksal hat mich sehr berührt, ihrer heutigen Persönlichkeit hingegen konnte ich nicht viel abgewinnen. Genau diese Gratwanderung hat Eva Björg Ægisdóttir richtig gut hinbekommen.
Auf der einen Seite litt ich mit Elisabet und auf der anderen Seite stieß sie mich ab, aber ohne dass ich ihr etwas Böses wünschte oder das Verbrechen an ihr gar "verdient" gewesen wäre.
Elisabets Entwicklung wird in kurzen Rückblicken erzählt und diese Rückblicke ließen mich bisweilen schaudern.
Das alles spielt vor einer dunklen und verregneten Kulisse mit Figuren, die selbst mit Einsamkeit und Geheimnissen zu kämpfen haben.
Das gibt der Geschichte etwas langsames, aber das täuscht, denn hinter den Kulissen wird immer wieder sichtbar mit welcher Energie und Verbissenheit die Menschen versuchen ihre Geheimnisse und Untaten verborgen zu halten.
Elma hat mir als Person aber auch als Ermittlerin sehr gut gefallen. Sie ist still, zurückhaltend, stark, hat aber auch eine zerbrechliche Seite. Sie wollte aufdecken was mit Elisabet in ihrer Kindheit passierte und natürlich den Fall lösen. Hartnäckig aber unaufgeregt arbeitete sie sich durch Fakten und Indizien ohne sich von Stand und Ruf der verschiedenen Beteiligten beeindrucken zu lassen. Mir gefiel sehr, dass Elma den Fall als Ermittlerin zwar trägt, sie aber nicht mit zu viel persönlichem Drumherum ausgestattet wurde, das vom Kriminalfall ablenken könnte. Natürlich hat Elma ein Privatleben, Eltern, Probleme und Hoffnungen, aber ihr Privatleben beherrscht weder den Fall noch dominiert es Elmas Ermittlungen.
Eva Björg Ægisdóttir hat einen vielschichtigen Krimi geschrieben, der mich auch nach der letzten Seite noch nicht wirklich losgelassen hat, denn Elisabets Schicksal konnte nicht so an mir vorbeifliegen, wie die Seiten des Buches, in dem sie litt.
Wenn der zweite Band ebenso gut ist, hat sie einen neuen Fan der regelmäßig auf ihre Bücher fiebern wird ;)