Wie man ungeliebte Ehemänner loswird

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Sue Hincenbergs präsentiert in ihrem Debütroman eine hintergründige Kriminalkomödie, die mit schwarzem Humor angereichert daherkommt. Die Erzählung ist hinterhältig, mörderisch und bitterböse zugleich, aber auch köstlich mit Kommentaren und Vergleichen der Autorin angereichert. Das spricht für den Fantasiereichtum der Autorin. In einigen Episoden erinnert der Roman an die US-Sitcom-Serie »Golden Girls« aus den 80er und 90er Jahren.

Zu Beginn fällt es etwas schwer, in die Geschichte hereinzukommen. Man wird mit vielen Personen konfrontiert und es dauert eine gewisse Zeit, bis die Zuordnung gelungen ist. Das geschieht relativ schnell und ab da liest es sich leicht und flüssig.

Vier Ehepaare sind seit Jahren befreundet. Obwohl alle bereits über sechzig sind, ist ihr Verhalten das einer Midlife-Crisis nicht ungleich. Von Liebe kann keine Rede mehr sein, man hat sich auseinandergelebt und nicht mehr viel zu sagen. Dann geschieht ein Unglück, das alles in eine andere Richtung lenkt. Dave, der Mann von Marlene, wird tot in seiner Garageneinfahrt gefunden.

Ab da geschehen Dinge, die man so nicht für möglich gehalten hat. Es gibt kaum eine Möglichkeit, um sich auf eine Situation einzustellen, bevor sich wieder alles ändert.

Marlene trauert nicht lange um ihren Mann, denn auf sie wartet eine Lebensversicherung über eine Million Dollar. Damit will sie einen Neuanfang in Boca Raton starten. Da Hank, Larry und Andre vor vier Jahren ihre Altersrücklage durch ein windiges Investment verzockt haben, bringt das ihre Ehefrauen Nancy, Pam und Shalisa auf eine Idee.

Wohlwissend, dass alle drei Ehemänner ebenfalls hohe Lebensversicherungen abgeschlossen haben, möchten sie es ihrer Freundin Marlene gleichtun und in ein neues, sorgenfreies Leben inmitten der High Society von Florida starten. Nur, wie kommen sie an die Lebensversicherungen heran? Der Haken bei der Sache ist, wie man die Männer loswerden kann. Da gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit.

Der Plot hat jede Menge Irrungen und Wirrungen. Die Geschichte ist in vier Abschnitte aufgeteilt, aus denen wechselseitig erzählt wird. Da sind zum einen die Frauen, deren Gedanken so schwankend sind wie die Palme während eines Tsunamis. Im Gegensatz dazu erfahren wir mehr über deren Ehemänner. Hank und Dave haben als Casinoangestellte die Spielautomaten manipuliert und über einen Zeitraum von vier Jahren fast 10 Mill. Dollar abgezweigt und untereinander aufgeteilt. Nach dem Tod ihres Freundes Dave fürchten die drei um das eigene Leben und sie wollen sich aus dem Staub machen. Nicht ganz so prominent, aber daher nicht weniger interessant ist die neue Betreiberin des Casinos Padma Singh, wofür die Hank und Dave gearbeitet haben. Ihr werden Verbindungen zum organisierten Verbrechen in Indien nachgesagt.

Dann wäre da noch der Herrenfriseur Hector Chavez, bei dem einer der Ehemänner Kunde ist oder war. Hector ist undurchschaubar und man weiß nicht, wie man ihn einordnen soll. Gehört er eher zu den »Guten« oder eher zu den »Bösen«? Im weiteren Verlauf wird er immer mehr zu einer zentralen Figur.

Sämtliche Figuren weisen eine gewisse Skurrilität auf sind sehr gut gezeichnet. Die Sympathie wechselt zwischen den drei Freundinnen und deren Ehemännern, je nachdem, was man gerade über sie erfährt. Auch für die Figur des Hector kann man durchaus Sympathie entwickeln. Unsympathisch kommt die Casinochefin Padma daher, deren Mutter für ein indisches Verbrechersyndikat verantwortlich zeichnet. Spielautomatenbetrug, ein Killer auf Bestellung und ein Hund namens Elmer geben dem Roman weitere Würze.

Zum Ende hin ist Hincenbergs sichtlich bemüht, einen Ausgleich zu schaffen, um das bisher Geschehene zu einem positiven Abschluss zu bringen. Sie möchte die einzelnen Figuren in einem besseren Licht dastehen lassen, was ihr auch gelingt.

Fazit

Man kommt nicht umhin darüber nachzudenken, ob die vermeintlichen Witwen wirklich die einzigen Bösen sind, wie es uns der Buchtitel verrät. Was haben die Casinobetreiberin Padma und der Herrenfriseur Hector zu verbergen?
Die Erzählung springt zwischen den vier Abschnitten hin- und her. Da das ohne harte Schnitte geschieht, kann man der Handlung mühelos folgen.
Dieses Buch ist ein Mix aus Kriminalroman und Komödie. Sie kommt teils köstlich und warmherzig daher, aber auch böse und hinterhältig. Die Erzählung ist stellenweise humorvoll, ohne albern zu wirken. Alles in allem ist »Very Bad Widows« sehr unterhaltsam und definitiv eine Empfehlung wert.