Eine Familiengeschichte mit viel italienischem Flair

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
magnolia-sieben Avatar

Von

Schon der Titel weckt die Sehnsucht nach Bella Italia und das Cover, ein so typischer italienischer Ort, tut ein Übriges. Anja Leuthner erzählt in „Via Torino“ von drei Frauenschicksalen – eine deutsch-italienische Familiengeschichte.

Alles beginnt im Kreissaal und der Frau mit den wilden roten Haaren. Mit Eleonora, die für Gerechtigkeit kämpft, ihren eigenen Weg sucht, der mitunter ganz schön steinig ist. Rosalia, ihre Tochter hat einen ganz gehörigen Dickschädel, ihre Vergangenheit hält sie lieber verborgen, selbst ihre Tochter Milena – die Dritte im Bunde – dringt mit ihren drängendsten Fragen nicht zu ihr durch.

Die Lebensgeschichte von Eleonora, Rosalia und Milena erzählt die Autorin Stück für Stück. Nicht chronologisch, die Erzählstränge wechseln von 1969 bis 2018, dazwischen sind wir mit Rosalia um das Jahr 1995. Es dauerte schon eine Weile, bis ich mich zurechtfand. Kindheitsepisoden lösen sich ab mit erbitterten Arbeitskämpfen, allen vereint ist die Liebe zu Italien und – wie könnte es anders sein – zu den Italienern.

Alle drei sind sie starke Frauen, auch das Rebellische und sehr viel Stolz, der so manches Glück verhindert, ist ihnen gegeben. Gut sichtbar wird die Zeit, in der sie sich behaupten müssen. Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war die Sicht auf die Gastarbeiter nicht gerade eine Versöhnliche, auch ihre Kinder bekamen den Hass und die Ablehnung zu spüren.

Das italienische Flair kommt gut durch, jede einzelne Figur hat seine ganz eigene Persönlichkeit, sie sind empfindsam, dem Leben zugewandt und zuweilen unnachgiebig. Es gab Passagen, die ich mir kürzer gewünscht hätte, aber je weiter ich las, desto intensiver wurde die Erzählung.

Eine schicksalhafte Zeitreise, die etwas holprig beginnt, um dann immer intensiver dem Duft Italiens nachzuspüren.