Herrlich italienisch!

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aniba Avatar

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Seit einem Auslandssemester in Italien, das nun schon acht Jahre zurückliegt, wächst meine Italiensehnsucht jedes Jahr im Februar wieder mit der Erinnerung an die Abfahrt im Zug und fünf Monate voller Abenteuer - auch wenn ich keinen Valerio, Sergio oder Marco traf. Insofern hatte es "Via Torino" von Aja Leuthner leicht, mich zu begeistern und in meiner Sehnsucht abzuholen. Doch ich bin es bis zum Ende des Buches geblieben, was nicht längst jeder Roman mit Italienbezug vermag.

Aja Leuthner erzählt ihre Geschichte in drei Generationen, über drei charakterlich völlig verschiedene, starke Frauen einer Familie, die ganz unterschiedliche Perspektiven auf Italien einnehmen. Die Zeitsprünge sind zunächst etwas verwirrend. Der intensive Erzählstil und die erzeugte Spannung machen das Manco der Jahreszahlen aber definitiv wett.

Besonders die Geschichte von Eleonora, Mutter und Oma der anderen beiden Protagonistinnen, fand ich unheimlich spannend. Vielleicht, weil sie mir in ihrer Begeisterung für Italien und der Erfahrung eines Auslandssemesters so nah ist. Vor allem war es die Zeit um 1968, die mich faszinierte, in der Eleonora als Teil der Studenten- und Arbeiterbewegung nach Turin kam, um für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten. Ich fühlte mich so in die Erzählung gezogen, dass ich fast selbst als Teil der Protestierenden fühlte. Das ist eine große schriftstellerische Leistung. Ich möchte damit aber nicht die Kapitel über Eleonoras Tochter und Enkeltochter klein reden, denn auch sie sind gut, spannend und realistisch geschrieben. Bis zum Schluss bleibt die Geschichte spannend, durch unerwartete Wendungen und kleine, gut recherchierte Details.

Ich bedanke mich bei Aja Leuthner für die literarische Reise zu so vielen bekannten Orten und zu einigen, die ich bei zukünftigen Italienreisen weiter gen Süden noch entdecken möchte. "Via Torino" ist ein wunderbares Buch, das ich jedem Italienfan empfehlen möchte!