Interessanter Familienroman

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Eleonora, Rosalia, Milena – drei Frauen aus drei Generationen, die alle eine Verbindung zu Italien haben. Für Eleonora ist diese Verbindung von Glück geprägt, lernt sie doch bei den Studentenrevolten in Turin Ende der 60er Jahre den Sizilianer Valerio, ihre große Liebe, kennen. Rosalia dagegen verbindet mit Italien fast nur schmerzvolle Erfahrungen. Eine ungeplante Schwangerschaft führt letztlich dazu, dass sie nie mehr einen Fuß über die italienische Grenze setzen will. Ganz anders Milena, Rosalias Tochter: Auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater zieht es sie immer wieder nach Italien und sie begehrt gegen Rosalias hartnäckiges Schweigen über ihre persönliche Geschichte auf. Als Valerio stirbt, begeben sich die drei Frauen auf die Reise nach Sizilien, um ihn zurück in seine Heimat zu bringen, eine Reise, bei der einige Herausforderungen gemeistert werden müssen.
Im Großen und Ganzen hat mir der Roman gut gefallen. Aja Leuthner hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil, die Geschichte liest sich flüssig und leicht. Interessant fand ich auch die historischen Hintergründe, die erwähnt werden, so zum Beispiel die Arbeiterstreiks/Studentenunruhen in Italien, die Generationenkonflikte nach dem Zweiten Weltkrieg oder die Haltung gegenüber den Gastarbeiterkindern in den 80er Jahren.
Trotzdem konnte mich „Via Torino“ nicht vollends überzeugen. Zum einen fand ich die Figuren eher flach und oberflächlich beschrieben, mir hat die Tiefe gefehlt. Wahrscheinlich liegt dies aber auch daran, dass hier drei Generationen mit relativ umfangreichem Hintergrund beschrieben werden. In diesem Sinne haben mich auch die Zeitsprünge irritiert; man bekommt immer wieder einzelne Zeitabschnitte präsentiert, aber die Entwicklung der Personen kommt zu kurz.
Zum anderen hat mir die (finale) Haupthandlung – die Reise nach Süditalien, die alles verbinden sollte – zu wenig Raum eingenommen. Meiner Meinung nach geht diese letzte wichtige Reise etwas unter, da sie sehr vorhersehbar und offensichtlich ist.