Lotta continua - der Kampf geht weiter

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owenmeany Avatar

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Unterschiedlichste gesellschaftliche Milieus nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Italien prallen in diesem Generationenroman aufeinander, mit dem Schwerpunkt auf den politisch unruhigen Zeiten Ende der Sechzigerjahre. Aja Leuthner beschreibt die spießbürgerliche Familie, der Eleonora entstammt, sehr zugespitzt: der festgelegte Vater mit seinem dicken Mercedes, die devote Mutter, das strenge Internat. Da bleibt Eleonora gar nichts anderes übrig als radikale Opposition von Anfang an und bald der Ausbruch über die Alpen in die Gewerkschaftsbewegung, in der Studenten die ausgebeuteten Arbeiter bei Fiat unterstützen. Meisterhaft und spannend protokolliert die Autorin ab Seite 174 die Straßenschlacht, in der die Polizei eine Demonstration brutal niederschlägt. In merkwürdigem Kontrast zu diesen Konflikten steht die aufkeimende Liebe Eleonoras zu Valerio, dessen Herkunft und Erfahrungshorizont absolut nichts mit der ihren gemeinsam hat.

Sie, später auch ihre Tochter und dann ihre Enkelin haben mit deutschen und italienischen Studenten zu tun, kommen mit dem gehobenen Bürgertum in Berührung, aber auch mit der italienischen Arbeiterschaft und bleiben nicht verschont von den Konsequenzen des verbrecherischen Treibens einerseits der Mafia, aber auch der Terroristen. So entsteht gefiltert durch eine Frauengeschichte eine Gesellschaftsstudie, die bis in die heutigen Jahre reicht.

Dabei entwickelt sich der Roman immer mehr zu einem verwirrenden Beziehungsgeflecht, das von den konträren und schwer miteinander zu vereinbarenden sozialen Verhältnissen abhängt. Im Persönlichen bildet Aja Leuthner geschickt und anschaulich die Dynamik ab, die die große Politik bewegt.

Dramaturgisch gewandt und psychologisch überzeugend löst sie zum Ende hin die entstandenen Knoten auf.