Betrug, Lügen und Korruption in Kabul und Stockholm

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miltonia 01 Avatar

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Die schwedische Ermittlerin Amanda Lund bekommt den Auftrag, nach 2 verschwundenen Angehörigen der schwedischen Botschaft in Kabul zu suchen. Obwohl deren Leben auf dem Spiel steht, hat sie den Eindruck, dass der Botschafter ihr nicht wirklich Unterstützung bei den Ermittlungen gibt und Informationen verschweigt.
Gleichzeitig wird in Stockholm ein toter Mann gefunden, auch er ein ehemaliger Mitarbeiter der schwedischen Botschaft in Kabul. Sollten diese beiden Fälle zusammenhängen?

Der Leser verfolgt die beiden Ermittlungen über 4 Tage hin und sieht, wie sich immer mehr Verknüpfungen in den beiden Fällen aufzeigen. Die Spannung steigt immer weiter, ob es Amanda gelingt, die beiden Schweden noch lebendig oder überhaupt zu finden. Dazu kommen die üblichen Missstände:
Ein schwedischer Polizist, der die einfachsten Regeln der Ermittlungsarbeit vernachlässigt, weil er keinen Bock auf seine Arbeit hat, Diplomaten, die sich den elementarsten Sicherheitsregeln in schwerkriminellen orientalischen Ländern verweigern (und dafür die Quittung bekommen), aber auch Ermittler, die sich gegen alle Widerstände durchbeißen und darüber ihre privaten Belange vernachlässigen.

Die Beschreibung der Verhältnisse in Kabul und drum herum ist nicht überraschend und bestätigt leider nur meinen Blick auf diese Region: Korruption, Kriminalität, Gewalt und Machtmissbrauch.

Viel widerlicher fand ich allerdings das Handeln der schwedischen Politiker, die gegen alle gesicherten Erkenntnisse und besseres Wissen die Beziehungen zu den kriminellen afghanischen Politikern hochleben lassen, aus Angst, dass der Öffentlichkeit und damit dem Steuerzahler klar wird, dass die vielen Millionen Kronen für die sogenannte „Entwicklungsarbeit“ in Afghanistan völlig sinnlos verpulvert sind und in der Regel wieder in den Taschen irgendwelcher korrupter afghanischer Verbrecher gelandet sind. Um dies zu verschleiern, wird sogar der Tod der eigenen Landsleute in Kauf genommen.

Leider ist die Geschichte an keiner Stelle unrealistisch oder übertrieben, ich denke eher, dass der europäische Politikstil noch viel schlimmer verschweigend und verfälschend ist, um nur ja keinen Zweifel an der praktizierten „Entwicklungspolitik“ aufkommen zu lassen. Parallelen zu den Politikern und Verhältnissen in anderen Ländern kann der Leser dann gern selbst ziehen.

Die Autorin dürfte wissen, wovon sie hier schreibt, da sie selbst als Ermittlerin gearbeitet hat.
Sehr realitätsnah, entlarvend und spannend, dafür 4 Sterne.