Vielversprechender Auftakt für eine neue schwedische Ermittlerin

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Für die Ausbildung lokaler Sicherheitskräfte wird die schwedische Kriminalkommissarin Amanda Lund nach Nordafghanistan berufen. Nach einem Kampfeinsatz, in dem sie das Leben eines afghanischen Soldaten retten konnte, wird sie von Ihrem Vorgesetzten aus Schweden kontaktiert. Amanda soll umgehend nach Kabul in die dortige schwedische Botschaft reisen: Zwei Diplomaten werden seit ca. 8 Stunden vermisst. In der afghanischen Hauptstadt, in der tagtäglich Bombenattentate, gerade auch auf ausländische Institutionen verübt werden, ein alarmierendes Zeichen. Da alle anderen Unterhändler derzeit durch eigene Einsätze verhindert sind, muss nun Amanda ihre Truppe verlassen um als Unterhändlerin mit den Entführern zu verhandeln. In Kabul angekommen nimmt sie sofort Kontakt zum schwedischen Botschafter auf, und muss feststellen dass dieser über eine Zusammenarbeit nicht gerade erfreut ist. Nur zögerlich gibt er wichtige Informationen preis. Amanda ist sich sicher dass er etwas gravierendes verschweigt. Doch das Zeitfenster, das Amanda zur Rettung der Verschwundenen bleibt, ist äußerst klein.

Anna Tell’s Thriller merkt man sofort an, das hier eine Insiderin schreibt. Detailliert geht sie auf Kampfhandlungen und die Vorbereitung zu diesen ein. Ausführlich werden die Beziehungen zwischen den Afghanen und ihren Ausbildern beschrieben. Ein solches komplexes politisches Geflecht zu durchschauen, wenn man nicht selbst involviert ist, ist nicht ganz leicht. Anna Tell gelingt es jedoch leicht und kann gleichzeitig noch durch ein ebenso verzwicktes Verbrechen die Spannung hochhalten. Immer wieder gibt es Wendungen, und alle Theorien bezüglich des Täters und des Motives müssen vom Leser immer wieder hinterfragt werde.
„Vier Tage in Kabul“ ist ein Thriller der zwar die typische skandinavische Erzählweise (hier insbesondere der gediegene Schreibstil, die gesellschafts- und sozialkritischen Aspekte sowie die große Realitätsnähe)parat hält, sich aber durch eine wirklich fesselnde Story zusätzlich auszeichnet.

Gefallen haben mir die vielen kleinen versteckten Hinweise auf das Leben in dieser umkämpften Region. Die Tatsache, dass man sich nie länger als zwanzig Minuten von seinem Auto entfernen sollte, damit man potentiellen Attentätern keine Chance auf eine Ortung gibt. Ein Leben das ich mir so gar nicht vorstellen kann.


Fazit: Ein fesselndes Debüt, in jeder Hinsicht spannend.