Vier Tage nicht Atem holen

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Anna Tells Roman „Vier Tage in Kabul“ ist ein gelungener Thriller, der mit einem spannenden Setting – dem bürgerkriegszerstörten Afghanistan – und einer wirklich tollen Heldin auftrumpft: Amanda Lund ist taff, versiert und erfahren. Sie lässt sich in der Welt der Spezialeinsatzkräfte und Unterhändler die Butter nicht vom Brot nehmen, was in einer patriarchalischen Stammeskultur, wie sie in Afghanistan noch vorherrscht, besonders herausfordernd ist.

Die Story – schwedisches Diplomatenpaar wird in Kabul entführt, ein schwedischer Diplomat wird in Stockholm ermordet – ist plausibel konstruiert und wird mit überzeugender Detailkenntnis der Polizeiarbeit und des afghanischen Lokalkolorits rasant abgedreht. Die zeitliche Enge der Handlung, komprimiert auf vier Tage, hängt mit der Überlebenswahrscheinlichkeit von Entführungsopfern zusammen. Dass hier jede Minute zählt, springt einem aus jeder Zeile entgegen – spannend.

Die handelnden Figuren werden nur sparsam mit privaten Problemen belastet, was sich wohltuend auf die Erzählperspektive auswirkt, die sich nicht zu sehr verzettelt. Gleichwohl bleiben die schwedische Botschafter etwa oder andere handelnde Personen eindimensionale Typen. Das ist nicht störend, denn sie bedienen nur eine Funktion in der Erzählung, und das machen sie gut.

Zwei erhebliche Logikfehler schmälern meinen Eindruck nur mäßig, weil der Thriller trotzdem funktioniert und super unterhält (Stichworte: Zeitverschiebung und dritter Mann).

Ein gelungener Thriller mit großartiger Ermittlerin!