Gelungener Einstieg in das Gerne Polit- oder Science-Thriller

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diebuchbloggende Avatar

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Marc-Uwe Kling hat ein Buch geschrieben; und es ist NICHT lustig! Als großer Känguru-Fan habe ich relativ blind zugegriffen. Cover und Klappentext verraten sowieso nicht viel. Es handelt sich um den ersten Thriller des Autors, den ich kurz davor im Gespräch mit Sebastian Fitzek übers Autorendasein habe fachsimpeln hören: den Podcast "Schreiben & Schreddern" der @ardaudiothek kann ich sehr empfehlen!

{CN: Vergew@ltigung} Doch zurück zum Buch: schon der erste Satz hatte mich. "Es war ein Stefan." Mein Papa heißt Stefan, mein Mann auch, also wirklich ein Auto-Buy für mich :D Stefan, das aktuelle Date der Protagonistin und BKA-Kommisarin Yasira Saad spielt aber im Anschluss auch gar keine allzu große Rolle mehr, denn statt einer Fortsezung des Dinnerdates nach dem Motto Netflix & Chill überschlagen sich die Ereignisse; und ein anderes Video crasht das Treffen der Beiden: ein junges Mädchen wurde entführt. Ihre anschließende brutale Misshandlung wurde mitgefilmt und in den sozialen Netzwerken geteilt. Was nun passiert, wissen wir alle... aber was, wenn ich euch sage, dass die erkennbaren Täter Migrationshintergrund hatten? Realistisch skizziert Kling, wie die rechten Kräfte sofort beginnen, die Tat für ihre Propaganda zu nutzen und Mitte-Links sich schwer tut, dagegen anzugehen.
...und sehr viel mehr lässt sich zu dem Buch und seiner Handlung auch gar nicht sagen, ohne zu spoilern.

Für mich ist "Views" ein softer, gelungener Einstieg in das Gerne Polit- oder Science-Thriller. Wer in diesen Themen zu Hause ist, wird von der Handlung nicht so überrascht oder schockiert sein wie diejenigen, die eher Klings bisheriges Werk gewohnt sind. Für alle anderen könnte dieses Buch ein Weckruf sein und eine Chance, über den Tellerrand zu gucken. Das Ende fand ich etwas abrupt und schnell auserzählt, aber vielleicht macht es diese Erzählung auch rund und ist nur konsequent. Klings Schreibstil mit seinen kurzen, prägnanten Satzen funktioniert für mich in den Känguru-Chroniken deutlich besser als hier im Thriller - Schachtelsätze for the win! Aber das ist Geschmackssache.