krasses Gedankenspiel

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Ein Mädchen verschwindet und dann taucht ein verstörendes Video auf, das das Land ins Chaos stürzt und die Polizei unter Druck setzt.

Worum geht es wirklich?
Fortschritt, Hass und Gewalt.

Lesenswert?
Ja, wobei ich es das Hörbuch besser fand als das Buch.
Im Mittelpunkt steht die Ermittlerin Yadira Saad, die eine führende Rolle übernimmt, nachdem ein brutales Video mit dem verschwundenen Mädchen Lena aufgetaucht ist und schnell viral geht. Bevölkerung und politische Gruppen schreiten direkt zur Tat und die Stimmung im Land ist aufgeheizt.
Gerade in solchen Szenen gibt es seitens des Buches eine große Gesellschaftskritik, zeigt der Autor doch Situationen, die auch bei uns aktuell möglich wären. Daneben gibt es jedoch auch viele kleine realistische Momente, die auch Veränderungen in der Gesellschaft zeigen und Generationsunterschiede.
Kling formuliert hier seine Kritik recht offen, manchmal wirkt es dabei vielleicht ein wenig plump. Trotzdem finde ich den Ansatz sehr gelungen, über solch eine Geschichte der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.
Sprache gewohnt gut lesbar, Hörbuch vom Autor selbst gelesen und daher natürlich richtig toll.
Interessant ist der Kapitelaufbau, der immer zum nächsten entscheidenen Punkt springt und sich daran entlang hangelt. Langweilige Passagen sind mir nicht begegnet, dafür ist das Buch mit weniger als 300 Seiten natürlich auch echt kurz und knackig.
Möglicherweise ahnt man schon recht früh, in welche Richtung das Ganze gehen könnte. Hier ist es schwer, ohne Spoiler zu bewerten. Daher neutral verfasst: Die Auflösung hat mich jetzt nicht überrascht, das Ende hat es aber definitiv nochmal herausgeholt und war in meinen Augen super stimmig.
Die Menschen, die hier Lügen wittern, sollten vielleicht einmal in sich gehen, die Situation mit einem Schritt Abstand betrachten und sich fragen, wie viel hier wirklich nur Fiktion ist.
Klingt überzeugt mich einmal mehr und es ist sehr schön, dass man ihm in seiner Denkart als lesende Person vertrauen kann, dass es keine ausgeschlachtete Brutalität oder phrasendreschende Diskriminierung geben wird.