Jüdische Familiengeschichte - Unausgesprochene Vergangenheit um eine schillernde Persönlichkeit

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lillywunder Avatar

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Wäre mir das Buch in einer Buchhandlung begegnet, hätte mich das malerische Cover mindestens dazu bewegt, es einmal in die Hand zu nehmen und den Klappentext zu lesen. Die Geschichte der jüdischen Familie von Judith Fanto, die in zwei Zeitsträngen spielt - 1914 in Wien und 1994 in Nimwegen - klingt nach einer spannenden Aufarbeitung der Vergangenheit und des Holocausts, welche die Familie auch in der Gegenwart noch prägt. Und der Geschichte der namensgebenden, schillernden Person des Großonkel Victors, um den sich ein Geheimnis rankt.
Die Rückblenden ins beginnende 20. Jahrhundert als Victor noch ein Kind war, haben mir mit dem leichten Erzählton und den klaren, frechen Dialogen sehr gut gefallen. Etwas schwierig fand ich hingegen die Gegenwartserzählung der weiblichen Protagonistin, von welcher die Leserin zumindest zu Beginn weder den Namen noch das ungefähre Alter oder die Lebenssituation erfährt und deren Charakter für mich auch nicht leicht zu erfassen ist. Während zu Victors Zeiten die Dinge noch beim Namen genannt wurden, bleibt in ihrer Familie das Wesentliche unausgesprochen. Die Annäherung daran, diese Ahnungen in Worte fassen zu können und Victor "kennenzulernen" reizen mich auf jeden Fall genug, um diese Geschichte zu Ende zu lesen!