Berührend, intelligent - ein neuer Blick auf das Jüdisch-Sein

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gagiju Avatar

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Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, wenn ich mich auch am Anfang auf die vielen Namen und die Zeitsprünge konzentrieren musste. Sehr dankbar war ich für den "Familienstammbaum" auf den ersten Seiten - ich habe immer wieder dort nachgesehen im Verlauf des Buches.

Das Cover finde ich wunderschön gestaltet, es passt zum Inhalt - einerseits Ästhetik und gefühlter Reichtum, aber auch Nachdenklichkeit und Traurigkeit im Gesicht der schönen Frau, und daneben der Teil eines leicht düsteren Schwarz-Weiß-Fotos.

Die Geschichte ist gut erzählt, für mich spannend das (Er-)Leben der Ursprungs-Familie in Wien während des Nazi-Regimes, wobei sich erst gegen Ende des Buches herausstellt, wer auf welche Weise über-lebt hat. Insbesondere die Person des Viktor finde ich gut dargestellt, nicht in Schwarz-Weiß-Malerei, sondern in den nicht leicht einordenbaren und sich verändernden Charakterzügen, die ihn ausmachen. Er wurde im Verlauf des Buches immer deutlicher sichtbar, fühlbar, greifbar für mich.

Auch der 2. Erzählstrang, aus der Sicht der jungen Studentin Geertje im niederländischen Nijmegen gefiel mir gut, ihre Zweifel und Fragen, ihr Hin- und Hergerissensein, für das es erst gegen Ende eine gewisse "Auflösung" gibt. Ich mochte sie.

Insgesamt habe ich auch viel über das Jüdisch-Sein erfahren und gelernt, was ich bisher nicht wusste.

Ein erfrischend anderes Buch über jüdisches Leben und Glauben, fernab von "Unorthodox" oder "Schindlers Liste" - ohne Wertung!!!